Wien - Christoph Daum hat ein Gefühl für Timing, das den allermeisten seiner Kollegen fremd ist. Er sagte nach rund einem drei viertel Spieljahr dem österreichischen Fußball Tschüss, hinterlässt der Austria das erste Double seit 1992, er nimmt eine nicht unwesentliche Verbesserung seines Marktwertes - veni, vidi, vici - mit. Und er hinterlässt nicht nur eine (man nehme nur alles in allem) funktionierende Mannschaft, sondern auch das Bedauern, dass der "Architekt" dieser Mannschaft, Peter Svetits, sich mit dem Eigentümer, Frank Stronach, über Planungs- und Finanzierungsstreitigkeiten entzweite.
Daum: "Vielleicht wird Svetits, mit dem mich inzwischen eine Freundschaft verbindet, auch in der deutschen Bundesliga arbeiten. Auch in meinen Verhandlungen kommt immer öfter die Frage nach dem Management, weil die Vereine in wirtschaftlich angespannten Zeiten die Planung intensivieren."
Von Freunderlwirtschaft lösen
Daum setzte seine Abschiedsrede - Fragen haben für ihn nur die Funktion des Atemholens und Stichwortbringens - in das Hotel, wo traditionell der Teamkader wohnt, und vor den Auftritt des Teamchefs Hans Krankl. Der Deutsche, der am Dienstag Wien verlässt und nach Köln fliegt, um dort die Vertragsverhandlungen über seinen neuen Arbeitgeber (Fenerbahce?) weiterzutreiben, nannte als Hauptgründe für seine Entscheidung die "Begrenztheiten und Besonderheiten" des heimischen Fußballs. Speziell die Nachwuchspflege sollte von der hierorts üblichen "Freunderlwirtschaft gelöst werden". Klarer hat noch kein Trainer ein Hauptübel des heimischen Spitzenfußballs ausgedrückt. "Sonst kriegt das nämlich den Geruch von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen", setzte Daum fort, der auch dafür plädierte, "die WM 2006 und nicht nur die Euro 2008 wichtig zu nehmen".
Selbststärkungskraft