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Foto:dpa/Hiekel
Frankfurt - Der Volkswagen-Konzern verspürt nach den Worten von Firmenchef Bernd Pischetsrieder derzeit noch keine konjunkturelle Belebung der Autonachfrage. Gegen den Höhenflug des Euro, der die Erlöse des Unternehmens schmälert, will Europas größter Automobilkonzern vorläufig nichts unternehmen.

"Westeuropa und der deutsche Markt bewegen sich auf dem schlechten Niveau des Vorjahres und des ersten Quartals 2003", sagte Pischetsrieder in einem am Sonntag im Voraus veröffentlichten Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Focus". "2003 wird für den VW-Konzern beim Ertrag schlechter als das vergangene Jahr. Das erste Quartal ist zwar nicht repräsentativ für das Gesamtjahr. Es sind aber nach wie vor eine massive Kaufzurückhaltung, eine hohe Sparrate und ein sehr hohes Durchschnittsalter der Autos zu beobachten," sagte der Konzernchef.

Einbußen aus der Euro-Aufwertung

Hinzu kämen Einbußen aus der Euro-Aufwertung, gegen die er "kurzfristig gar nichts" unternehmen könne. "Volkswagen sichert aber seit Jahren rund 40 Prozent der Dollar-Einnahmen ab. Sinkt der Euro-Kurs, - wie in der Vergangenheit - ist das von Vorteil. Steigt er, schlägt das Geschäft ins Gegenteil um", sagte Pischetsrieder.

VW hatte im ersten Quartal wegen hoher Aufwendungen für seine Modelloffensive und negativen Wechselkurseffekten durch den Euro-Anstieg einen stärkeren Gewinneinbruch verzeichnet als erwartet. Der Vorsteuergewinn verringerte sich um fast 67 Prozent auf 331 Mill. Euro. Um fast 68 Prozent sank der Reingewinn auf 202 Mill. Euro. Von Reuters befragte Analysten hatten einen Rückgang des Vorsteuerergebnisses um über 50 Prozent auf 464 Mill. Euro erwartet. Der Konzernumsatz nahm um 2,7 Prozent auf 20,698 Milliarden Euro ab. Kosten von 300 Mill. Euro für die über 20 in diesem Jahr geplanten Modellanläufe sowie negative Wechselkurseffekte, die mit 400 Mill. Euro zu Buche schlugen, belasteten das Ergebnis.

Kein Werk in den USA

Trotz der Ergebnisbelastungen auf Grund des Euro-Anstiegs plant VW kein Werk in den USA. "Wir produzieren bereits alle VW Beetle und Jetta für den US-Markt in Mexiko, also im Dollar-Raum. Künftig liefern wir den Nachfolger des Bora auch aus Mexiko. Ein Werk in Nordamerika werden wir nicht bauen, weil wir genügend Kapazitäten haben", sagte der VW-Chef. In der Vergangenheit hatte es Spekulationen gegeben, wonach die deutschen Automobilhersteller die Produktion in den USA erhöhen wollen, um sich so gegen den starken Euro zu schützen. Die VW-Aktien waren jüngst an der Börse wegen der Aufwertung des Euro zum Dollar mit Kursabschlägen stärker abgestraft worden als die Anteilscheine anderer europäischer Konkurrenten.

Mit weiteren Kostensenkungen will der VW-Konzern auf die anhaltend flaue Automobil-Nachfrage auf wichtigen Märkten reagieren. "Alles muss auf den Prüfstand", betonte er. Ein wichtiges Feld sei der Vertrieb. Hier müssten die Kosten deutlich runter. Eine weitere Kürzung von Investitionen schloss Pischetsrieder aus. "Wir haben vor der Dollar-Baisse entschieden, die Mittel für Investitionen um zehn Prozent zu kürzen. Dabei bleibt es."

Skeptisch über Phaeton

Eher skeptisch äußerte sich der VW-Chef zum Erfolg der Luxuslimousine Phaeton: "Große Stückzahlen bringt in diesem Segment der Achtzylinder, den wir ab Sommer anbieten." Außerdem sei der Wagen noch nicht in den USA auf dem Markt. "Ziel ist, 2004 rund 20.000 Autos zu verkaufen. Wenn sich allerdings der Markt für große Limousinen weiterhin so negativ entwickelt, schaffen wir das nicht."

Die Absicht von EU-Kommissär Frits Bolkestein, das VW-Gesetz mit der Stimmrechtsbegrenzung für einzelne Aktionäre zu kippen, kritisierte Pischetsrieder. "Herr Bolkestein erweckt den Eindruck, es gäbe weltweit einen einheitlichen Kapitalmarkt. Er ignoriert Regelungen, - wie die Übernahmegesetze von Pennsylvania und Indiana - die Übernahmen und Fusionen vereiteln. Oder die Mehrfachstimmrechte der Familie Ford. Herr Bolkestein sollte sich in Washington bemühen, das zu ändern. Danach diskutiere ich mit ihm gern wieder über das VW-Gesetz". Das VW-Gesetz beschränkt die Stimmrechte der Aktionäre auf 20 Prozent.(APA/Reuters)