Paris - EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hat sich mit Blick auf die Schuldenkrise für eine Reform des europäischen Vertragswerks ausgesprochen. Änderungen seien notwendig, um zu verhindern, dass ein einzelnes Mitgliedsland in Straucheln gerate und die gesamte Union in Mitleidenschaft ziehe, sagte Trichet am Sonntag in einem französischen Hörfunk- und Fernseh-Interview. Allerdings glaube er, dass künftig die bestehenden Regeln auch ohne vorherige Überarbeitung strikter ausgelegt und angewandt würden.

Europa sei von der Schuldenkrise auch deshalb härter getroffen, weil es keine zentrale Regierung und keinen gemeinsamen Haushalt habe. Deshalb müssten die bestehenden Regeln der Kontrolle voll respektiert werden, sagte der Ende des Monats nach acht Jahren aus dem Amt scheidende Trichet nach dem Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs aus den 20 führenden Industrie- und Schwellenländern am Wochenende in Paris.

Grundsätzliches Verständnis für Proteste

Verständnis äußerte Trichet für die antikapitalistischen Proteste, die am Wochenende von den USA auch auf andere Teile der Welt übergegriffen waren. Es könne aber nicht um radikale Lösungen wie die Zerschlagung von Banken gehen, wie sie von der Protestbewegung gefordert würden. Notwendig sei vielmehr, das weltweite Finanzsystem zu stabilisieren und wieder festen Regeln zu unterwerfen. (APA/Reuters)