Frankfurt - Gedämpfte Hoffnungen vor dem EU-Gipfel zur Euro-Schuldenkrise haben zum Wochenauftakt für deutliche Verluste am deutschen Aktienmarkt gesorgt. Der DAX verlor 107,77 Punkte (minus 1,81 Prozent) auf 5.859,43 Einheiten. Der TecDAX sank um 11,32 Punkte oder 1,64 Prozent auf 680,84 Punkte. Der M-DAX ermäßigte sich 140,86 Punkte oder 1,56 Prozent auf 8.886,00 Zähler. Der HDAX schloss mit 2.988,19 Einheiten und einem Minus von 53,76 Zählern oder 1,77 Prozent. Der C-DAX verlor 8,91 Punkte oder 1,69 Prozent auf 518,11 Zähler.

"Seitdem Berlin die Hoffnungen im Zusammenhang mit dem EU-Gipfel genommen hat, fällt der Markt", sagte ein Marktteilnehmer. Nach Angaben von Regierungssprecher Steffen Seibert rechnet Berlin nicht mit einem großen Befreiungsschlag. Am Wochenende hatte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble noch bekräftigt, dass die Euro-Länder bis zum Gipfel ein umfassendes Paket zur Lösung der Schuldenkrise vorlegen wollen. "Es fällt dem Markt einfach schwer, Vertrauen zu fassen", sagte Marktstratege Thilo Müller vom Fondsberater MB Fund Advisory. Das Problem sei, dass Politiker-Aussagen immer wieder binnen kurzer Zeit Makulatur würden. Zudem belasteten Börsianern zufolge einmal mehr Gerüchte über eine Abstufung der Kreditwürdigkeit Frankreichs den Markt.

Am DAX-Ende fanden sich Titel aus der Bankenbranche und der Industrie wieder - und damit die Papiere, die sich zuletzt überdurchschnittlich erholt hatten. Schlusslicht waren die Aktien der Commerzbank mit einem Minus von mehr als fünfeinhalb Prozent, die Titel der Deutschen Bank verloren rund drei Prozent. Börsianer verwiesen auch hier auf Aussagen Schäubles. Dieser erwartet beim EU-Gipfel eine Einigung auf höhere Eigenkapital-Vorgaben für Banken.

Auch die Aktien von Metro schlugen sich mit minus 2,47 Prozent auf 31,020 Euro schwächer als der Gesamtmarkt. Aufsichtsratschef Jürgen Kluge legt sein Amt nieder, nachdem vor kurzem bereits Vorstandschef Eckhard Cordes seinen Abschied angekündigt hatte.

Die MDAX-Spitze eroberten die Aktien der SGL Group, die um 12,53 Prozent auf 42,750 Euro nach oben sprangen. Dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" zufolge will BMW Aktien des Carbon-Herstellers kaufen und damit den Konkurrenten Volkswagen in die Schranken weisen. Ein BMW-Sprecher hatte dies am Sonntag als "Spekulation" bezeichnet und den Bericht nicht kommentiert. BMW-Großaktionärin Susanne Klatten hält dem Magazin zufolge bereits einen Anteil von rund 29 Prozent an SGL. Falls nun auch der Autobauer selbst zukaufen sollte, könnte die Börsenaufsicht dies Händlern zufolge als Interessenzusammenführung werten, die ein Übernahmeangebot auslösen dürfte.

BMW verloren indes 3,44 Prozent auf 54,50 Euro, ähnlich wie andere Autowerte auch. Die Vorzugsaktien von Volkswagen (VW) verbilligten sich um 1,75 Prozent auf 112,30 Euro.

Solarwerte schließlich mussten im Technologiewerte-Index deutliche Verluste hinnehmen. Solarworld etwa rutschten am Ende um 12,75 Prozent auf 3,000 Euro ab. Börsianer begründeten dies mit einer Gewinnwarnung des Konkurrenten Canadian Solar.(APA)