Tübingen - Gut 15 Millionen Jahre alt ist das Python-Fossil, das Wissenschafter kürzlich in der Nähe von Augsburg entdeckt haben. Gefunden wurden die Wirbel der etwa 3,5 Meter langen versteinerten Würgeschlange in einer Fossillagerstätte bei Griesbeckerzell. Es ist der weltweit nördlichste Fund des wärmeliebenden Reptils. Heute besiedelt die Schlange, die bis zu zehn Meter lang werden kann, bevorzugt die Tropen Afrikas und Asiens.

"Wir gehen davon aus, dass die Temperaturen bei 19 Grad im Jahresdurchschnitt lagen, sonst hätten sich diese Schlangen hier nicht wohlgefühlt", erklärte Madelaine Böhme, Paläontologin der Universität Tübingen, am Montag. "In den Sommermonaten zur Zeit des klimatischen Optimums war es hier zwischen 25 und 28 Grad warm, in den Wintermonaten lag die Temperatur bei etwa 13 Grad." Zum Vergleich: Heute liegt die jährliche Durchschnittstemperatur in Augsburg bei rund acht Grad Celsius.

Nach den warm-subtropischen Temperaturen vor 15 Millionen Jahren sollte das Klima aber rasch kühler und trockener werden. "Wir gehen deshalb davon aus, dass die Pythons nur in diesem relativ kurzen Zeitfenster in Europa überleben konnten", so Böhme, "mit dem starken Temperaturabfall vor 14 Millionen Jahren war das Schicksal der Riesenschlangen - vermutlich unabhängig von dem zunehmenden Konkurrenzdruck mit anderen, klimatisch besser angepassten Schlangen - besiegelt." In Zentraleuropa sind nach dieser Zeit keine Fossilfunde von Riesenschlangen bekannt. (red)