Frankfurt am Main/Wien - Die Vorsitzende des "Verbands der arabischen Frauen" ("Rabitat al-mar'a al-arabiya") Hoda Badran hat die Gründung einer politischen Partei in Ägypten zur Verbesserung der Lage der ägyptischen und arabischen Frauen bekanntgegeben, wie die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) am Montag in einer Aussendung mitteilte. Der Antrag auf Gründung der neuen Partei mit dem Namen "Union der Frauen Ägyptens" ("Itihad nisa' misr") wurde demnach am Sonntag eingereicht.

Die Mitbegründer der Partei seien 15 Nichtregierungs-Organisationen (NGOs), die sich für Frauenrechte einsetzen. Badran wolle "5 Millionen Frauen mobilisieren, an den Wahlen teilzunehmen - sei es nun als Kandidatinnen oder als Wählerinnen." Ziel der neuen Partei sei es, gegen Diskriminierung und für mehr politische Beteiligung von ägyptischen Frauen zu kämpfen. Badran gibt an, die Partei gehe auf die von Frauenrechtlerin Hoda Shaarawy 1923 begründete "Ägyptischen Feministischen Union" ("Al-Itihad an-nisa' al-misry") zurück.

Das Parlament und die zweite Kammer, der sogenannte Shura-Rat, werden wegen der Größe des 80-Millionen-Einwohner-Landes in jeweils drei Phasen gewählt. Beginn ist am 28. November. Abgeschlossen soll die Prozedur bis zum März 2012 sein. Es handelt sich um die ersten Wahlen, seit ein Volksaufstand am 11. Februar 2011 den autoritären Präsidenten Hosni Mubarak nach fast 30 Jahren an der Macht gestürzt hatte.

Die IGFM begrüßte die Gründung der neuen Partei und fordert die ägyptische Übergangsregierung auf, die neue Partei zu unterstützen, vor allem da Anwälte und Frauenrechtlerinnen nach der Revolution bisher keine Fortschritte für die Frauenbewegung verzeichnen hätte können. Frauenrechtsaktivistinnen würden im Gegenteil um ihre - wenn auch spärlichen - Errungenschaften aus der Ära Mubaraks fürchten. So seien unter den zahlreichen Verhafteten bei den Protesten am Kairoer Tahrir-Platz im März auch 18 Frauen gewesen, die geschlagen und bedroht worden seien und sich sogenannten "Jungfrauen-Tests" unterziehen mussten.

Der ägyptischen Frauenrechtlerin Nawaal al-Saadawi zufolge fürchten viele Ägypterinnen Rückschläge für die Frauenbewegung durch einen Wahlerfolg konservativer Parteien am 28. November. Saasawi sieht in islamistischen und salafistischen Gruppierungen eine Gefahr für die ägyptische Frauenbewegung: "Es gibt ein Revival islamistischer und salafistischer Gruppierungen. Ein solches Revival ist immer gleichbedeutend mit einem Rückschlag für die Frauenbewegung." (APA)