Bild nicht mehr verfügbar.

Michael Moore macht derzeit in den USA mit seiner Autobiografie von sich reden.

Foto: Stephanie Keith/AP/dapd

Das Pult hat einiges auszuhalten. Der Mann liegt mit seiner ganzen Körperfülle darauf. Lachtränen laufen ihm übers Gesicht, Michael Moore erzählt aus seiner Jugend. Ja, sagt er, er wäre gern Pfarrer geworden, aber der Traum sei schnell zerplatzt. Im Priesterseminar habe er einfach zu viele Fragen gestellt, was zu seinem Ausschluss führte. "Ich wünsche dir alles Gute, was immer du mit deinem Leben anstellst", sagte der Geistliche, der ihm die Nachricht überbrachte. Pause. "Und ich bete für die, die dich zu ertragen haben." Lachsalven im Saal.

Der Filmemacher hat eine Autobiografie geschrieben, Here Comes Trouble. Wo immer er auftritt, um sie vorzustellen, spricht er vor vollem Haus - auch in Washington. Moore, der Held des linken Amerika, segelt im Aufwind.

Seine aktuelle Geschichte handelt vom Niedergang der US-Mittelklasse. Sie beginnt 1954, mit seiner Geburt in Flint, wo General Motors Autos bauen ließ. Da war die Welt noch heil. Und heute? "Heute haben die 400 reichsten Amerikaner so viel Geld wie die 150 Millionen auf der anderen Seite der Einkommensskala." Linke Demokraten legen Moore ans Herz, 2012 fürs Parlament zu kandidieren. "Muss ich mir überlegen", sagt er. Mit Al Franken sitze ja bereits ein Exberufskomödiant im Kongress. "Al und ich, das wären gleich zwei Satiriker auf engstem Raum. So viel Ironie, hielte Washington das überhaupt aus?" (Frank Herrmann aus Washington, STANDARD-Printausgabe, 18.10.2011)