In Verlängerung der Nonntaler Brücke über die Salzach wäre der Straßentunnel durch den Kapuzinerberg geplant gewesen. Dieses Areal soll nun verbaut werden, der Tunnel wäre Geschichte.

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Salzburg - Die ersten Pläne stammen noch aus dem 19. Jahrhundert, jetzt dürfte der Straßentunnel durch den Kapuzinerberg in der Stadt Salzburg aber endgültig vom Tisch sein. SPÖ und Bürgerliste haben sich darauf verständigt, das Areal beim geplanten Tunnelsüdportal für eine Verbauung umzuwidmen. Die vor allem wegen des befürchteten Abkürzerverkehrs zwischen West- und Tauernautobahn umstrittene Tunnelidee wäre damit obsolet.

Noch nicht mit dem Aus für das Projekt abgefunden haben sich Wirtschafts- und Arbeiterkammer. Die Kammern präsentierten am Wochenende eine Machbarkeitsstudie zum Kapuzingerbergtunnel samt angeschlossener Garage für Touristenbusse. Das Ergebnis, kurz gefasst: Entlastung für tausende Anrainer an den Straßen rund um den Berg; reine Baukosten für den 785 Meter langen Tunnel mit Garage 81 Millionen Euro.

Die beiden Kammern ließen die Studie im Auftrag der Stadt als "Vorprojekt" erstellen. Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) hatte 2007 den Auftrag erteilt, will aber von der Studie heute nichts mehr wissen. Wesentliche Fragen, etwa die "Zustimmung der Grundeigentümer" oder die Finanzierung würden nicht beantwortet. Man habe 300.000 Euro "in den Sand gesetzt" , empört sich Schaden über die "sündteure Studie" .

Bezahlt sei die Expertise bereits, sagt ÖVP-Gemeinderatsklubobmann Christoph Fuchs im Standard-Gespräch. Fuchs ist nicht nur VP-Klubchef, sondern auch Wirtschaftskämmerer in Personalunion. Da es sich um eine Landesstraße handle, hätte das Land die Studienkosten für den Tunnel, die im Eigentum von Stadt und Land stehenden Salzburger Parkgaragengesellschaft wiederum jene für die Busgarage übernommen, sagt Fuchs. Er erwarte sich zumindest "eine politische Diskussion" über die Ergebnisse der Untersuchung.

Keine rationale Politik

Während sich Fuchs - für den seine Doppelrolle als WK-Vertreter und ÖVP-Politiker nicht im-mer einfach zu trennen ist - mit Kritik an Bürgermeister Schaden eher zurückhält, ist AK-Direktor Schmidt deutlicher: Er erwarte sich, dass in der Stadt in der er lebe, "rationale Politik" betrieben werde, meint er im Standard-Gespräch in Richtung Bürgermeister. Die AK würde zwar grundsätzlich den öffentlichen Verkehr forcieren, man müsse aber zur Kenntnis nehmen, dass durch den Tunnel rund 7000 Anrainer deutlich entlastet würden.

Planungsstadtrat Johann Padutsch (Bürgerliste) - seit je ein Gegner eines Straßentunnels durch den Stadtberg - nutzt die Debatte für einen Vorstoß in anderer Sache: Er kündigte an, dass das System absenkbarer Poller, die die Altstadt vor illegalen Zufahrten schützen, ausgebaut werde. Die nach dem Aus für den Kapuzinerbergtunnel in die verkehrspolitische Defensive geratene WK und auch die ÖVP waren gegen die Poller aufgetreten. (Thomas Neuhold, DER STANDARD; Printausgabe, 18.10.2011)