Wien - In der Causa rund um jene oberösterreichische Volksbank, in der eine Mitarbeiterin Malversationen auf diskreten Nummernkonten ihrer Kunden zugegeben hat (es läuft ein Strafverfahren in Ried im Innkreis), ist dem Vernehmen nach die deutsche Finanzbehörde auf den Plan getreten. Sie soll sich vor Ort für jene deutschen Kunden interessiert haben, die laut Aussage der Angeklagten Geld gern "im Koffer" in die grenznahe Bank gebracht hätten.

Im Zuge der strafrechtlichen Ermittlungen musste die Bank die betroffenen Nummernkonten und ihre Inhaber bekannt geben. Denn das Institut behauptet, dass die Angeklagte nicht den vollen Schaden wieder gut gemacht hat, selbige bestreitet das. Um Schaden und Geldflüsse nachzeichnen zu können, wurde nun der Wiener Gerichtssachverständige Ludwig Hillinger bestellt. Die Crux für die Bank: Sie hat ihre Kunden entschädigt. Den Vorwurf, manche seien dabei reicher geworden, wies der Bankchef als Zeuge zurück: "Dem möchte ich wirklich entgegentreten." Und zum Vorwurf, manche Malversationen hätten früher auffallen müssen: "Die Revision kann nicht jeden Vorgang in der Bank lückenlos prüfen. Da muss man ja hinter jeden Mitarbeiter einen Aufpasser stellen, das gibt es nicht."

Zum Standard sagte der Bankchef, dass die Konten vorschriftsgemäß legitimiert seien. Laut dem Rechtsanwalt des Instituts hält selbiges alle gesetzlichen Vorschriften ein - also auch jene, die der Prävention von Geldwäsche dienen. Laut Gesetz müssen sich Kunden seit 2010 bei jeder Transaktion ausweisen.

Bei den so genannten 540-er Nummernkonten sind, wie berichtet, nur Bartransaktionen möglich. Dem Vernehmen nach gibt es einen Hauptkontoinhaber, der sich ausweisen muss; zudem kann (oder konnte) ein Nebeninhaber vereinbart werden. Er kann über das Konto verfügen, nur auflösen kann er es nicht. Intern seien die Kontoakten unter Verschluss, nur der jeweilige Kundenbetreuer und die interne Revision könnten die passende Zuordnung zum Kunden treffen.

Die Zahl der Nummernkonten dürfte in die Hunderte gehen - laut einer Aussage soll sich das Volumen auf bis zu 200 Mio. Euro summiert haben. Der Vorteil für die Bank: hohe Spannen bei den Wertpapiergeschäften.

Wobei die Nummernkonten in der Gegend nahe Deutschland überhaupt recht beliebt sein dürften. Laut einem Mitarbeiter einer anderen Volksbank in der Region bevorzugten manche der ausländischen Kunden eher jene Filialen, die "nicht ganz knapp" an der Grenze liegen: "Sie fürchten, dass ihnen jemand folgt, wenn sie gleich bei der Grenze in die Bank gehen." Manche Kunden brächten zunächst eine "kleine Probe-Einzahlung, um festzustellen, ob wir das Geld gut veranlagen", andere schafften das Geld "paketweise herbei". (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.10.2011)