Stefan Hentschel von Google präsentierte bei seinem Vortrag den typischen Smartphone User: 36 Jahre alt, männlich, Early Adopter.

Foto: Markus Hollo /mobilemonday.at

"Wer lässt sich morgens von seinem Handy wecken?" fragte Stefan Hentschel, Head Mobile Advertising bei Google. Beinahe alle Hände des vollbesetzten Saales im Naturhistorischen Museum streckten sich in die Höhe. "Dann berühren Sie also ihr Smartphone vor ihrem Lebenspartner" schloss Hentschel seine Beweisführung für die digitale Lebensdurchdringung und erntet allgemeines Gelächter.

Es werde für Mediaagenturen zunehmend wichtig werden, Menschen in Nutzungssituationen abzuholen, brachte der Google Fachmann die Pointe auf den Punkt. Das werde dazu führen, dass man in Zukunft nicht mehr über Auflagen und Tkp, Print, Kino oder Plakat sprechen wird, sondern über Desktop und Mobile, und wie man dort optimal seine Kampagnen aussteuern kann.

Hausaufgaben für Unternehmen

Die Grundlage für diese mobil-getriebene Wirtschaft hätten allerdings erst acht Prozent der österreichischen Unternehmen gelegt: eine Website für das mobile Netz. "Unternehmen verschieben aus Gründen der Zeit-, Budget- und Ressourcenknappheit die Installierung dieser wichtigen Plattform immer weiter in die Zukunft", erläuterte Hentschel. Da die mobile Entwicklung aber derart schnell vor sich ginge, sei es wichtig den Schritt jetzt zu tun. Eine einfache erste Maßnahme, um dem "Full Value of Mobile" näher zu kommen, könne etwa durch eine "Click-to-Call" Lösung erreicht werden. "Bevor sich Diskussion also um fancy Themen wie Geo-Services drehen, sollten die Unternehmen erst mal ihre Hausaufgaben machen", schloss Hentschel seine Argumentation.

Verlustängste im Paradigmenwechsel

Auch der Musikanbieter Simfy will seine User durch den ganzen Tag begleiten. Dreizehn Millionen Musiktitel bietet der  Musik-on-Demand Dienst in der D-A-CH-Region seinen Usern an, drei Millionen werden pro Tag tatsächlich aktiv gehört. Auch bei Simfy beginne der Tag mit dem Weckruf des Smartphones erläutert Tobias Schiwek, einer der Gründer des Unternehmens, den Nutzungstagesverlauf: "Simfy ist bei unserem 9,99 Euro Angebot auf allen mobilen Endgeräten abrufbar. Der User hört Simfy also während der Morgenstunden, im Büro und später zuhause im Wohnzimmer. Die einzig verbliebene Lücke ist das Auto, die wir aber jetzt, wo schnellere Internetstandards wie LTE kommen, über eine Set-Up-Display schließen wollen, das sich mit dem Smartphone zum Hybrid verbindet."

Ein weiteres Problem ergebe sich aus dem Paradigmenwechsel "Weg vom Besitz hin zum Zugriff", erklärt Schiwek die Emotionen der User. "Die Nutzer geben die Kontrolle ab. Alle ihre Daten liegen in einer Wolke, auf die sie zwar von allen Geräten zugreifen können, aber es gehört ihnen eben nicht mehr. Unser Substitut für die Verlustängste sind Playlisten. Die haben sie selbst erstellt, dafür brauchen sie ein Login und das gibt ihnen das gute Gefühl zurück."

Mobile Apps auf Facebook

Antonio Vince Staybl, CEO & Co-Founder vom Social Gaming Unternehmen ItsMy game world, rätselt nicht lange über die Motivation seiner Spieler: "Die soziale Komponente ist bei uns sehr wichtig. Wenn wir etwas wissen wollen, befragen wir unsere Kunden." Da sich diese äußerst auskunftsfreudig zeigen, könnten die Produkte komplett auf die Userbedürfnisse hin designt werden. "Durch Spieldauer und Spielspaß lassen sich Kunden unglaublich gut steuern" erzählt Staybl. Wie die Umfrageergebnisse zeigen, sei die Hälfte der 2,7 Millionen registrierten Mobile-Gamer erst durch Apps und Handys zum Spielen gekommen. Die spannendste Zielgruppe seien die 33 Prozent, die spielen, um mit Freunden in Kontakt zu bleiben, erzählt Stabyl enthusiasmiert: "Die soziale Komponente ist ein toller Verstärker für unsere Spiele. Deshalb haben wir es auch sehr begrüßt, dass Facebook letzte Woche  'Mobile Apps' in die Seite integriert hat. Diese Funktion wird der Mobile Internet Welt unglaublich helfen." (tara/derStandard.at/18.10.2011)