Welche Rolle spielt die Kategorie Geschlecht in Naturwissenschaften und Technik? Diese Frage beschäftigt Wirtschaft und Politik, die mit maßgeschneiderten Kampagnen mehr Frauen in männerdominierte Studien locken und mit speziellen Förderungen Forscherinnenkarrieren ankurbeln wollen, gleichermaßen wie die Wissenschaft selbst.

Mit ihrem Vortrag "Gendering the Technological Imagination" eröffnete Anne Balsamo, US-Forscherin im Bereich Interaktive Medien (siehe Interview), eine öffentliche Ringvorlesung des Instituts für Frauen- und Geschlechterforschung der Johannes Kepler Universität Linz. Unter dem Titel "For Future Innovations: Gender in Science and Technology" berichten internationale Forscherinnen über Geschlechterverhältnisse in Informatik, Biologie, Physik, Chemie, Mathematik und Ingenieurwissenschaften.

Bis zum Jänner findet jeden Mittwoch eine Vorlesung statt, unterstützt u. a. durch das Verkehrsministerium. Dieses betreibt über die Plattform "Femtech" eine Reihe von Förderprogrammen, die zur Sichtbarmachung von Frauen in Forschung und Technologie beitragen sollen.

Gendergerechte Innovation

Anfang Oktober starteten mehrere neue Ausschreibungen im Schwerpunkt "Talente nützen". Bis 17. Jänner 2012 können Projekte zum Thema "Gendergerechte Innovation" eingereicht werden. Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, "die den Blick auf die Zielgruppen Frauen und Männer richten", werden mit bis zu 300.000 Euro gefördert.

Im Programm "Chancengleichheit in der angewandten Forschung" wird die Schaffung fairer Rahmenbedingungen bzw. die Erhöhung des Anteils von Frauen auf allen Hierarchieebenen mit bis zu 50.000 Euro honoriert.

Zudem können sich Unternehmen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen mit naturwissenschaftlichem und technischem Fokus, die Praktika- und Diplomarbeitsplätze für Studentinnen anbieten, um eine Förderung bewerben.

Soeben neu erschienen ist der Band Wissenschaft und Gender (Böhlau), der von der Österreichischen Forschungsgemeinschaft herausgegeben wurde und hochkarätige Beiträge des Wissenschaftstags 2010 zusammenfasst. Die Wissenschaftshistorikerin Londa Schiebinger von der Stanford University, die US-Genderforscherin Evelyn Fox Keller wie auch die Bildungspsychologin Christiane Spiel von der Universität Wien debattieren darin Stereotype und Auswege. (kri/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.10.2011)