Johannes Schneider wählte den Rücktritt.

Foto: Liechtenstein M.

Wien - Nach exakt 124 Tagen schmiss der erst seit Juni amtierende Direktor des Liechtenstein Museums, Johannes Schneider, seinen Job. In der Nacht auf Dienstag informierte er die Medien via privater E-Mail-Adresse: "Unüberbrückbare Meinungsunterschiede mit dem Eigentümer" hätten ihn zum sofortigen Rücktritt bewogen. Seine Pläne für die Neupositionierung des Museums sind damit Geschichte. Das Konzept sei nicht detailliert genug gewesen, um Entscheidungen treffen zu können, reagierte das Fürstenhaus in einer Aussendung.

Erste Anzeichen für eine neue Gangart des Museumsbetriebs gab es bereits Ende Mai. Beiläufig verlautbarte man das Aus für Sonderausstellungen ab 2012. Auf Wunsch des Fürstenhauses wolle man sich völlig auf die eigenen Bestände konzentrieren. Hinter den Kulissen war die Umstrukturierung der Geschäftsführung bereits im Gange.

Drei Wochen später berief man den bisherigen Direktor Johann Kräftner zum Geschäftsführer der neu gegründeten "The Princely Collections", seither für die Bewahrung, Pflege, Bearbeitung und Erweiterung der Sammlung verantwortlich. In der Funktion als Direktor folgte ihm Johannes Schneider, ein "fundierter Kunst- und Management-Experte", der die beiden Standorte Gartenpalais und Stadtpalais (ab Frühjahr 2013) in die Zukunft führen sollte. Der 32-Jährige war zuvor in leitender Position bei Boston Consulting tätig und verwies im Lebenslauf auf internationale Branchenerfahrung. Die Tätigkeit im Guggenheim Museum New York stellte sich allerdings als Praktikum im September 2001 heraus.

Mit der Trennung von internationaler Sammlungsverwaltung (Johann Kräftner) und Museumsbetrieb habe man, wie Schneider im Juni betonte, optimale Rahmenbedingungen für die Weiterentwicklung der Standorte geschaffen. In der Praxis scheiterte es dem Vernehmen nach nun an Inhaltlichem, explizit an Strategien des einen, die teils in den Kompetenzbereich des anderen fielen.

Schneiders Ideen zur künftigen Gestaltung der permanenten Schaustellung (z. B. Hängung nach Fürstenschema) dürften nicht auf Gegenliebe gestoßen sein. Ebenso wenig damit einhergehende Behinderungen im internationalen Leihverkehr, etwa für wichtige Großprojekte in Asien. (Olga Kronsteiner, DER STANDARD/Printausgabe 19. Oktober 2011)