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In Wahlkampfzeiten entkommt kein Kind der Herzlichkeit von Politikern: Barack Obama am Montag mit dem einjährigen Mason Wainwright in Boone, North Carolina.

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Obama wirbt für den American Jobs Act.

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Washington/Wien - Er herzt Babys, umarmt deren Mütter, schüttelt die Hände der Väter und darf sich in Gemischtwarenläden Zuckerl aussuchen. Barack Obama, schreiben amerikanische Zeitungen, sei "on the road again". Seit Montag tourt er in einem schwarzen, gepanzerten Bus durch Virginia und North Carolina - zwei Bundesstaaten, die in den Strategieplänen seiner Kampagnenmanager für seine Wiederwahl unbedingt gewonnen werden müssen.

In den Reden, die der US-Präsident dabei hemdsärmelig hält, greift er immer wieder die republikanische Partei an, die sich in Washington jedem Kompromiss verweigere. So auch zu seinem 447-Milliarden-Dollar-Konjunkturpaket, das die stotternde Wirtschaft wieder flutschen lassen und neue Jobs schaffen sollte und das vergangene Woche von der konservativen Mehrheit im Repräsentantenhaus glatt abgelehnt wurde.

"Wir werden den Kongressabgeordneten eine Chance geben, noch einmal vorzutreten und das Richtige zu tun", sagte Obama in Asheville, North Carolina, dem Ausgangspunkt für seine dreitägige Fahrt durch diverse Kleinstädte im Süden. Sowohl North Carolina als auch Virginia hatte der Demokrat im Wahlkampf 2008 für sich gewonnen.

Obama, dessen Beliebtheitswerte in Umfragen weiterhin auf Tiefstständen stehen, versuche auf seiner Tour, seine Botschaften an das Elektorat zu testen und gleichzeitig auf der Welle der "Besetzt die Wallstreet"-Bewegung zu surfen, berichtete "ABC News" von den ersten Stationen des Wahlkampftrosses. Er demonstriere Solidarität mit den durch die Wirtschaftslage frustrierten Bürgern und mache die Republikaner für die missliche Lage mitverantwortlich: "Sie wollen die Wallstreet tun lassen, was immer sie will", erklärte der Präsident dann auch in Asheville. Und sie würden Milliardäre vor höheren Steuerleistungen schützen.

Mehrheit für Reichensteuer

Aktuelle Umfragen dazu zeigen, dass die Pläne für einen stärkeren Steuerdruck auf Wohlhabende nicht nur bei den Anti-Wallstreet-Demonstranten gut ankommen, sondern auch bei Wählern aus der Mittelklasse. Eine Mehrheit der Amerikaner ist für höhere Steuern für Reiche.

CNN dagegen kam am Dienstag mit Umfragezahlen heraus, die Obamas Wahlkampfteam "Sorgen machen sollten" (CNN-Anchorman Wolf Blitzer). Die Republikaner sehen in diesen Daten deutlich enthusiastischer der Wahl entgegen als die Demokraten. 64 freuen sich darauf im Gegensatz zu 43 Prozent bei den Demokraten. Bei den Midterms 2010 gab es ähnliche Werte. Unter allen Wählern glauben zudem 59 Prozent, dass die Politik des Präsidenten nicht erfolgreich sein wird, nur 36 Prozent sind vom Gegenteil überzeugt. Im Vergleich mit 2008 und 2010 sei auch hier ein deutlicher Abwärtstrend zu erkennen, was Obamas Lösungskompetenz anlangt.

Wenn es nach dem Spenderzahl und Spendenaufkommen geht, lässt sich die Anhängerschaft des Präsidenten davon dennoch nicht beeindrucken. Aus Obamas Wahlkampfzentrale verlautete am Dienstag, man sei nur noch wenige Tausend von der Eine-Million-Spenderhürde entfernt. Bis Ende September kam Obama auf knapp 100 Millionen Einnahmen für seine Wahlkampfkasse, sein schärfster republikanischer Konkurrent Mitt Romney brachte es nur auf 32 Millionen Dollar. (red/DER STANDARD Printausgabe, 19.10.2011)