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Bei dividendenstarken Aktien können Anleger die Hand auf- halten.

Foto: APA/Georg Hochmuth

Heimische Unternehmen bringen ihren Anlegern mittlerweile schöne Ausschüttungen. Die Aussicht auf eine stabile Dividende ist laut Analysten gut. Zudem locken jetzt auch die Kursgewinne.

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Österreichische Aktien knausern mit der Dividende. So hieß es noch in den 90er-Jahren des vorigen Jahrhunderts. Das hat sich inzwischen aber gründlich geändert.

Denn wer sich die Dividendenrendite der Titel an der Wiener Börse etwas genauer anschaut, kommt auf respektable und für Anleger interessante Ergebnisse: So bringt die skandalgebeutelte Telekom Austria, bezogen auf den aktuellen Kurs und die letzte Dividendenausschüttung, eine Rendite von 7,65 Prozent. Die Österreichische Post, einst als fades Unternehmen aus dem staatlichen Bereich verschrien, erfreut Anleger mit 6,6 Prozent Dividendenrendite - wer will da sein Geld noch am Sparbuch bei mageren zweieinhalb Prozent Ertrag versauern lassen? Raiffeisen Bank International und Semperit locken mit mehr als drei Prozent und die OMV mit fast dreieinhalb Prozent.

Zwar kassiert der Fiskus von der Dividende noch knackige 25 Prozent Kapitalertragssteuer, doch die Aktien an der Wiener Börse wurden von der Krise hart getroffen, und so lockt zusätzlich auch die Chance auf satte Kursgewinne.

Diese Dividendenentwicklung rief auch die Arbeiterkammer (AK) nach einer Studie von mehr als 700 führenden Unternehmen auf den Plan: Es dürfe nicht sein, dass die Unternehmen lieber die Aktionäre abkassieren lassen, statt in Beschäftigung zu investieren, wetterte AK-Präsident Herbert Tumpel. Fast der ganze Jahresüberschuss, nämlich 85 Prozent, floss heuer in die Taschen der Aktionäre oder wurde an die Muttergesellschaften weitergegeben.

Die Wiener Börse hingegen nützt den Trend: Sie berechnet und veröffentlicht die sogenannten "Top Dividend Indizes" für den ATX, CECE-Index und den CEESEG Traded Index. Alle drei Indizes setzen sich aus den zehn Werten mit der höchsten Dividendenrendite aus dem jeweils zugrunde liegenden Index zusammen. Damit will die Wiener Börse Investoren, die gerade in Zeiten niedriger Anleihenzinsen und volatilem Marktumfeld auf umfassende Dividendenstrategien Wert legen, eine neue Investitionsmöglichkeit in diese Indizes bieten. Die Gesamtkapitalisierung aller zehn Aktien in dem Index beträgt knapp 14 Milliarden Euro.

Die Aussichten, dass das hohe Niveau bei den Dividendenzahlungen hält, sind nicht schlecht:

- OMV: "Mit einem neuen Chef, der die Strategie überarbeitet, könnte der Investmentcase für die Aktien nun klarer werden", sagt Analyst Jon Rigby von der UBS etwa über die OMV. "Es besteht erheblich Platz nach oben."

- Telekom Austria: Bei der Telekom Austria erhöhte JP-Morgan-Analyst Hannes Wittig das Kursziel von 9,5 auf 12,5 Euro. Die Empfehlung lag bei "Übergewichten"; die Einschätzung der Aktie hält bei "Outperform".

- Post: Und bei der Post türmen sich Kaufempfehlungen: Allein heuer gibt es mehr als ein Dutzend positiver Berichte namhafter Analysten von Morgan Stanley bis zu Macquarie. Das Unternehmen selbst rechnet heuer mit einem Umsatzwachstum von bis zu drei Prozent. Die Experten haben daher fast durch die Bank ihre Schätzungen für die Dividenden der Post angehoben - und zwar auf 1,65 Euro pro Aktie für dieses Jahr und 1,70 bzw. 1,75 Euro für die Geschäftsjahre 2012 und 2013.

Reinvestieren erhöht Gewinn

Das Investmenthaus Fidelity rät zur Reinvestition von Dividenden: Damit könne man den Gesamtertrag vervielfachen. Analysiert man die Entwicklung von Aktien mit hoher Dividendenrendite seit 1992, zeigt sich, dass dividendenstarke Titel auch eine bessere Wertentwicklung verzeichneten als jene mit niedriger Dividendenrendite. Schon eine einfache Zinseszinsrechnung zeigt das Potenzial: Wer mit Post-Aktien jährlich netto fünf Prozent Dividende einstreift, hat mit dem Zinseszinseffekt nach fünf Jahren knapp 6400 Euro im Börsel. Da ist ein Kursanstieg noch nicht eingerechnet. (Reinhard Krémer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.10.2011)