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Großes Interesse der Medien: Ein lächelnder Gilad Shalit (Mitte) bei einem Spaziergang mit seiner Mutter und Sicherheitskräften in seiner Heimatstadt Mitzpe Hila.

Foto: Reuters/Nir Elias

Jerusalem/Kairo - Einen Tag nach der Freilassung von Gilad Shalit interessierte sich die israelische Öffentlichkeit für jeden einzelnen Schritt des Soldaten zurück ins normale Leben. Schnitzel, Pommes und Nudeln habe es bei seinen Eltern zum Abendessen gegeben, erfuhren Interessierte aus den Medien. Am Mittwoch wurde er von fünf Militärärzten besucht. Auch bei einem Spaziergang mit seiner Mutter und den Ärzten in seiner Heimatstadt Mitzpe Hila wurde er gesichtet. Sein Vater erklärte am Mittwoch, Shalit gehe es gut "und er hat gut geschlafen".

Gleichzeitig wurden immer mehr Details über das umstrittene TV-Interview Shalits im ägyptischen Staatsfernsehen bekannt, das bereits kurz nach der Ausstrahlung am Dienstag für Empörung gesorgt hatte - wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.

Für den kontrovers diskutierten Austausch - Shalit gegen 1027 palästinensischen Häftlinge - hatte die radikal-islamische Hamas den 25-Jährigen über Ägypten an Israel übergeben. Noch vor der Übergabe fand das Interview statt. Der ägyptische Informationsminister soll sich laut Medien beim Geheimdienstchef persönlich dafür eingesetzt haben.

Israelische Vertreter warfen Ägypten vor, der aschfahle und extrem erschöpft wirkende Shalit sei zu dem Interview gezwungen worden. Laut israelischen Medien waren dabei auch bewaffnete Hamas-Mitglieder anwesend. Ein vermummtes Mitglied der Kassam-Brigaden, des militärischen Arms der Hamas, filmte demnach mit einer Videokamera.

Spekuliert wurde, dass Ägypten damit seine zentrale Rolle in dem Deal hervorstreichen wollte. Darauf ließen auch die Fragen der Journalistin Shahira Amin schließen. So wollte sie wissen, warum er glaube, dass die ägyptische Vermittlung nun Erfolg gehabt habe, wohingegen mehrere vorherige Versuche gescheitert seien. Weiters hatte sie etwa gefragt, was Shalit denn für die Freilassung von den etwa 5000 verbliebenen palästinensischen Gefangenen in Israels Gefängnissen tun werde.

Amin verteidigte das Interview und wies alle Vorwürfe zurück, es sei erzwungen worden. Mehrmals habe sie Shalit gefragt, ob er interviewt werden wollte - er habe, obwohl sie aufgrund seiner Erschöpfung mehrfach unterbrechen musste, stets mit Ja geantwortet. "Es ist wahr, dass ihn bewaffnete Hamas-Mitglieder gebracht haben, aber im Raum selbst waren nur ägyptische Geheimdienstvertreter. Sie haben nicht interveniert, auch die Hamas-Männer nicht."

Was die ägyptische Rolle angeht, wurde sie mit den Worten zitiert: "Ehre, wem Ehre gebührt." Neben Ägypten hatten auch weitere Länder vermittelt, darunter Deutschland.  (DER STANDARD, Printausgabe, 20.10.2011)