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Barrikaden am Grenzübergang Brnjak.

Foto: Foto:Darko Vojinovic/AP/dapd

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KFOR-Soldat Drews aus Deutschland lässt sich nachschenken.

Foto: REUTERS/Marko Djurica

Pristina - Die internationale Schutztruppe KFOR hat am Donnerstag mit der Räumung der von einheimischen Serben errichtete Straßensperren im Nordkosovo begonnen. Die Lage in der Region sein ruhig, aber angespannt, berichtete die serbische Nachrichtenagentur Tanjug. Bei der Räumungsaktion am Vormittag wurden acht KFOR-Soldaten und mehr als 20 Serben verletzt. Unter den verletzten Soldaten sind auch zwei Österreicher, hieß es aus dem Verteidigungsministerium in Wien.

Die KFOR hatte am frühen Morgen mit der Räumung der insgesamt 16 Barrikaden nahe der Grenze zu Serbien begonnen. Dabei vertrieb die Truppe mehrere hundert Serben mit Tränengas von einer Barrikade im Ort Jagnjenica. Bei dem Einsatz seien Soldaten durch Tränengas, Rauch und Feuerlöscher verletzt worden, teilte die KFOR mit. Wie die Nachrichtenagentur Beta unter Berufung auf Rettungskräfte berichtete, wurden zudem 22 Serben durch Tränengas verletzt, drei von ihnen wurden ohnmächtig. Die Serben würden nun in der Nähe der Barrikade in Jagnjenica auf der Straße ausharren, berichtete Tanjug. Die Schutztruppe bilde einen Kordon um die Einheimischen.

Festnahmen

Die Schutztruppe hat außerdem die Kontrolle über eine Durchfahrtsstraße nahe dem Grenzübergang Brnjak wiedererlangt. Mehrere Personen seien vorübergehen festgenommen und wieder freigelassen worden, so Tanjug. Der Grenzübergang stehe nun offen, es aber gebe kaum Durchfahrten. Serben würden immer noch in der Nähe der Barrikaden auf der Straße sitzen. Auch an der Straßensperre bei Zupce, wo Barrikaden von KFOR entfernt wurden, sollen sich ähnliche Szenen abspielen.

Bei dem Grenzübergang Jarinje, bei dem es in den vergangenen Wochen ebenfalls zu Auseinandersetzungen gekommen war, gab es zunächst kein Durchgreifen der KFOR. Die Straße sei weiterhin blockiert, berichtete Tanjug. Serbische Einwohner des Ortes Gracanica im Zentralkosovo hielten am Donnerstag einen Protestmarsch in Solidarität mit den Serben im Nordkosovo ab. Mehrere Tausend marschierten bei der Demonstration mit, auf den Plakaten mit der Aufschrift "Kosovo ist das Herz Serbien" zu lesen waren.

Bei einer Schießerei im Ort Dobrusa nahe dem nordkosovarischen Pec wurde unterdessen ein Serbe getötet und mehrere weitere Personen verletzt. Ob die Tat im Zusammenhang mit der Räumung der Barrikaden stand, war zunächst nicht festzustellen.

Der serbische Präsident Boris Tadic wiederholte am Donnerstag seine Aufforderung an die serbische Minderheit im Nordkosovo, sich von den Barrikaden zurückzuziehen und eine Versorgung der KFOR und der EU-Mission EULEX im Nordkosovo zu ermöglichen. Im serbischen Parlament verließen unterdessen am Donnerstag Abgeordnete der Serbischen Progressiven Partei (SNS) und der Demokratischen Partei Serbiens (DSS) aus Protest über die Lage im Nordkosovo demonstrativ den Sitzungssaal, berichtete Tanjug.

Der Norden des Kosovo an der Grenze zu Serbien ist seit Monaten Schauplatz von Feindseligkeiten zwischen Kosovaren und der dort lebenden serbischen Minderheit. Hintergrund der Vorfälle ist ein Handelsstreit zwischen Serbien und der einstigen südserbischen Provinz Kosovo, die sich im Februar 2008 für unabhängig erklärt hatte.

Im Juli hatte das Kosovo als Reaktion auf ein Einfuhrverbot von serbischer Seite ein Importverbot gegen serbische Waren verhängt. Daraufhin entbrannte ein von Ausschreitungen begleiteter Streit mit der serbischen Minderheit im Nordkosovo über die Kontrolle der Grenze, die Demonstranten errichteten Barrikaden. Am Mittwoch waren Bemühungen um eine Beilegung des Konflikts erneut erfolglos geblieben, nachdem zuvor bereits ein Ultimatum der NATO, die Barrikaden abzubauen, abgelaufen war. (APA)