Berge mit dem Namen Kulm sind in unseren Gegenden keine Seltenheit. Der am schönsten figurierte Kulm - auch Kulmriegel genannt - begrenzt das Pittental am Westen, von der Südautobahn bei Seebenstein scheinen seine Flanken so regelmäßig, als wären sie von einer riesigen Drehbank geformt. Der Berg - sein Name bedeutet Spitze - war einst eine wichtige Talsperre mit drei Burganlagen. Hochgrimmenstein auf dem Gipfel geht auf das 12. Jahrhundert zurück und wurde angeblich von einem grausamen Ritter bewohnt, dem man seiner Übeltaten wegen sogar das Begräbnis in geweihter Erde verweigerte. Sein unbekanntes Grab nahe dem höchsten Punkt sinkt jedes Jahr um die Breite eines Haferkorns tiefer, wenn es die Talsohle erreicht, geht die Welt unter.
Am Hang - vom Tal aus gut sichtbar - steht die Burg Grimmenstein, die in den 1960er-Jahren als neoromantischer Wiederaufbau auf alten Resten entstand, einst als Gasthaus diente, heute nicht mehr zugänglich ist. Im Kunzgraben befinden sich die Relikte der Burg Hintergrimmenstein.
Grotte als Kultplatz
Der rot markierte Abschnitt des Aufstiegs verläuft auf einem sogenannten Entweg. Entwege, die man nur aus dieser Gegend kennt, folgen über lange Strecken der Höhenschichtlinie, weisen daher so gut wie keine Steigungen auf. Über ihre Entstehung und Bedeutung gibt es nur Spekulationen, die von Römerstraßen bis zu keltischen Wallfahrtswegen reichen. Bis jetzt hielt keine Theorie einer wissenschaftlichen Überprüfung stand.
Beim Abstieg gelangt man zu einer imposanten Halbhöhle, die im Kataster als Kulmriegelhöhle aufscheint von den Heimischen aber "Grotte" genannt wird, da man sie im vorigen Jahrhundert als Lourdes-Gedenkstätte gestaltet hat. Als Kultplatz fungierte sie offenbar schon in der Steinzeit, wie archäologische Grabungen bewiesen.
Die Tour weist keine Schwierigkeiten auf, beim Rückweg muss man aufpassen, um die Abzweigung zur Grotte nicht zu verfehlen.
Die Route: Bei der Polizei in Petersbaumgarten wählt man die gelbe Markierung, die auf Asphalt bergwärts führt. Später hält man sich links in den Hang, erreicht eine grüne Markierung, die steil zu einer roten führt. Dieser folgt man nach links, der ehemalige Entweg geht in eine blaue Markierung über, auf der man eine neue Kapelle erreicht. Ab Petersbaumgarten 1¼ Stunden. In einer weiteren halben Stunde gelangt man auf der blauen Markierung zum Gipfel mit den alten Burgresten.
Auf der Anstiegsroute geht es ein Stück zurück, bald - die Abzweigung ist leicht zu übersehen - hält man sich links auf die rote Markierung und steigt zur Burg Grimmenstein und weiter zum Waldrand ab, wo man sich im spitzen Winkel nach rechts wendet und - ebenfalls rot markiert - zur "Grotte" der Kulmriegelhöhle, kommt. Ab Gipfel eine Dreiviertelstunde. Auf der roten Markierung erreicht man die Anstiegsroute und kehrt auf dieser zum Ausgangspunkt zurück. Gehzeit ab Grotte eine halbe Stunde. (Bernd Orfer/DER STANDARD/Printausgabe/21.10.2011)