Im fünften Jahr in der Liga weisen Ljubljanas Drachen nur gegen den Lokalrivalen Jesenice, Székesfehérvár und Villach eine positive Bilanz in direkten Duellen auf.

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Hannu Järvenpää (48) ist der Mann hinter dem Aufschwung in Sloweniens Hauptstadt.

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Der "Järvenpää-Trend": Die Entwicklung der Siegesquote (blau), des Punkteschnitts pro Spiel (grün) und des Gegentorschnitts pro Partie (rot) seit dem Amtsantritt des finnischen Trainers am 16.Dezember 2009.

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Zum Beginn des Jahres 2007 scheint das Eishockey in Sloweniens Hauptstadt Ljubljana und mit ihm sein Aushängeschild Olimpija am Tiefpunkt seiner jüngeren Geschichte angekommen. Während der ewige Rivale aus Jesenice bereits in der Erste Bank Eishockey Liga spielt und dort mit erfrischenden Auftritten die Sympathien der österreichischen Fans erlangt, verlieren die nur noch semiprofessionell organisierten Grün-Weißen das Endspiel in der Interliga - einem über die Jahre abgeschlankten Bewerb mit Teams aus Slowenien, Ungarn und Kroatien - gegen Slavija, den zweiten Klub der Stadt, der eigentlich nie wirklich als ernsthafter Konkurrent betrachtet wurde. Die den Verein umgebende Depression und Trostlosigkeit nicht mehr länger hinnehmen wollend, entschließt sich Olimpijas Führung, dem Weg Jesenices zu folgen und den angestrebten Wechsel in die EBEL endgültig zu vollziehen.

Finalist im Premierenjahr

Ein gutes Jahr nach den Interliga-Finalspielen gegen Slavija, zu denen sich nur ein paar hundert Schaulustige in die Hala Tivoli verirrten, brodelt es in der ehrwürdigen Eishalle an der Celovška cesta richtiggehend. Erst über die Qualifikationsrunde überhaupt in die Play-Offs gerutscht, spielt Olimpija in seiner ersten Post Season in der EBEL groß auf. Sieben Siege in neun Spielen gegen den KAC und Linz, den Zweiten und Dritten des Grunddurchgangs, bringen Ljubljana in seinem Premierenjahr in der neuen Liga direkt ins Endspiel. Erst dort scheitert man am Titelverteidiger aus Salzburg, wobei die Slowenen im Besonderen mit der Strafverifizierung eines Finalspiels und dem verletzungsbedingten Ausfall ihres Stargoalies Alex Westlund hadern.

Absturz und Aufschwung

Der Vizemeisterschaft 2008 folgt am Park Tivoli der rasante und ebenso schnelle Absturz. Man beendet die folgende Spielzeit am letzten Platz, zur sportlichen gesellt sich auch die wirtschaftliche Misere. In der Endphase des Grunddurchgangs erteilt man sämtlichen Legionären im Kader die Freigabe, um Gehaltskosten zu sparen. Ein Jahr später wiederholt sich dieses unwürdige Schauspiel, erneut verlassen kurz vor Transferschluss einige Leistungsträger den Klub, wieder landet man am zehnten und letzten Rang der Abschlusstabelle.
Zu diesem Zeitpunkt war die Trendumkehr jedoch bereits eingeleitet: Im Dezember 2009 übernahm der Finne Hannu Järvenpää das Traineramt - als insgesamt sechster Coach in den ersten 27 Monaten von Olimpijas EBEL-Zugehörigkeit. Diese Neubesetzung sollte sich in weiterer Folge ebenso als Glücksgriff erweisen wie die im Sommer 2010 eingegangene Kooperation mit einer in Ljubljana ansässigen Vermarktungsagentur, die den Klub wirtschaftlich wieder auf stabilere Beine stellte. So konnten etwa im Lauf der letzten Spielzeit Verbindlichkeiten von knapp einer halben Million Euro abgebaut werden.

Umbau im Kader

Diese solidere finanzielle Basis erleichtert auch die Arbeit von Trainer Hannu Järvenpää. Die Neustrukturierung des Klubs im Allgemeinen übertrug der 48jährige in seinen bisher knapp zwei Jahren in Ljubljana sukzessive auch auf den sportlichen Bereich. Im Frühjahr 2010 unterzog er den Kader einer internen Evaluierung, auf der fußend eine langfristige strategische Ausrichtung der Personalpolitik geplant wurde. In deren Zentrum stehen zwei Gruppen einheimischer Spieler, die mittlerweile das (kostengünstige) Rückgrat der Mannschaft bilden. Einerseits schaffte es Järvenpää, das schlummernde Potential etablierter Spieler wie Damjan Dervarič, Domen Vedlin, Andrej Hočevar oder Aleš Mušič besser auszureizen, andererseits übernahmen unter seiner Führung auch eine Reihe von Spielern um die 20 (Boštjan Goličič, Žiga und Erik Pance) Schlüsselpositionen.

Gute Import-Auswahl

Die auf Nachhaltigkeit zielende Rekostruktion des Kaders, betrieben in kleinen Schritten und nicht in Form eines radikalen Umbruchs, machte sich bereits bezahlt: Im Vorjahr qualifizierte sich Olimpija souverän und erstmals nach zwei Jahren Pause wieder für die Play-Offs, wo man dem späteren Meister Salzburg einen repektablen Kampf lieferte. In Erinnerung bleibt im Besonderen das die Viertelfinalserie entscheidende fünfte Spiel in der Mozartstadt, in dem speziell Goalie Matija Pintarič (damals 21) über sich hinauswuchs und die höchste jemals in der Erste Bank Eishockey Liga erreichte Anzahl an gehaltenen Schüssen (78) für sich verbuchen konnte.
Entscheidend für den relativen Erfolg Olimpijas in der Spielzeit 2010/11 war auch das glückliche Händchen des Trainers bei der Auswahl der Importspieler. Trotz im Ligavergleich eher bescheidener Saläre erwiesen sich Spieler wie Puckartist Tomi Mustonen, Goalgetter und Powerplay-Spezialist Petr Šachl oder John Hughes, einer der besten Spielmacher in der EBEL, als enorm qualitätssteigernde Elemente in der Mannschaft der Drachen.

Dreijährige Suche nach Westlund-Nachfolger

Wenig überraschend finden sich diese drei Protagonisten daher auch noch heuer im Kader Olimpijas. Head Coach Järvenpää hat sich in seiner Transferplanung im Sommer 2011 vornehmlich auf den Defensivbereich konzentriert, der in all den Jahren der Ligazugehörigkeit der große Schwachpunkt der Slowenen war.
Wirkten die drei für die Verteidigung verpflichteten kanadischen Mitt-Zwanziger in der Pre Season noch reichlich unbeholfen, steigerte sich das Trio mit Saisonbeginn maßgeblich. Der größte Anteil an der radikalen Verbesserung des Abwehrspiels entfällt jedoch auf den ebenfalls im Sommer verpflichteten Goalie Jean-Philippe Lamoureux. Mit ihm scheint die mehr als drei Jahre andauernde Suche nach einem adäquaten Ersatz für Alex Westlund, den wertvollsten Spieler der Finalsaison 2007/08, ein Ende gefunden zu haben. Während Olimpija im Vorjahr noch die zweitmeisten Gegentore der Liga kassierte, avancierte man heuer zum Team mit der bisher undurchlässigsten Defensive. Lamoureux ging in acht seiner elf Einsätze als Sieger vom Eis, musste dabei im Schnitt nur 1,88 Mal pro Partie hinter sich greifen und wehrte 94,49% der Schüsse auf sein Tor ab. Der hoch talentierte Torhüter, der es wohl nur aufgrund seiner geringen Körpergröße nicht in die NHL schaffte, verleiht der nominell eher unterdurchschnittlich besetzten Mannschaft die nötige Sicherheit, auf der aufbauend sich Olimpija aktuell als erster Verfolger des Spitzenduos Linz und KAC positionieren konnte.

Positive Prognose

Nach Jahren in den Niederungen der EBEL-Tabelle hat sich der slowenische Rekordmeister sowohl wirtschaftlich als auch sportlich konsolidiert. Der momentane Erfolg am Eis ist das Produkt der Arbeit von Trainer Hannu Järvenpää, der so perspektivisch und nachhaltig arbeitet wie nur wenige seiner Kollegen in der Liga. Zwar scheint der aktuelle dritte Platz noch ein etwas übertriebenes Spiegelbild von Olimpijas Leistungsniveau in Relation zur (auch finanziell deutlich besser gestellten) Konkurrenz darzustellen, dem finnischen Strategen ist es jedoch zuzutrauen, mittelfristig tatsächlich ein Team aufzubauen, das sich in diesen Tabellenregionen etablieren kann.
Die Slowenen werden in der Entscheidung über den Meistertitel 2012 keine prominente Rolle spielen, sehr wohl jedoch können ihnen unter allen nicht-österreichischen Teams die rosigsten Aussichten auf eine positive zukünftige Entwicklung attestiert werden. (Hannes Biedermann; derStandard.at; 20.Oktober 2011)