Offenbar gibt es noch viele Überbleibsel von Hitlers Machwerk. Wegen dieses Exemplars gibt es jetzt eine Anzeige gegen den Verkäufer.

Foto: MKÖ

Wien - Hitlers Mein Kampf könnte für Harald Mayer zum Krampf werden. Wie berichtet, bietet der Geschäftsmann mit Lokal in der Wiener Opernpassage immer wieder Nazi-Devotionalien feil. Nicht weil er dem braunen Gedankengut nahestehe, sondern weil die Leute das gern kauften, wie Mayer sagt. Zuletzt lag eben das antisemitische Vermächtnis des Naziführers in der Auslage, was Passanten empörte, die wiederum das Mauthausen-Komitee Österreich (MKÖ) informierten. Nach dem STANDARD-Bericht verschwand die Taschenbuchausgabe aus den 1940er-Jahren aus dem Schaufenster - dafür prangte dort eine gebundene Originalausgabe "mit Widmung", wie ein Zettel verspricht.

"Diese Vorgangsweise ist eine gezielte Provokation. Eine Anzeige ist die logische Konsequenz", meint MKÖ-Vorsitzender Willi Mernyi. Die Anzeige gegen den Geschäftsinhaber wurde nicht nach dem mit hohen Haftstrafen verbundenen Verbotsgesetz erstattet, weil dann der staatsfeindliche Vorsatz der nationalsozialistischen Wiederbetätigung erfüllt sein müsste. Vielmehr bezieht sich die MKÖ auf das Einführungsgesetz zu den Verwaltungsverfahrensgesetzen. Laut Artikel III dieser bundesweiten Rechtsvorschrift ist es verboten, nationalsozialistisches Gedankengut zu verbreiten. Die Strafen reichen von 218 bis 2180 Euro, ein inkriminierter Gegenstand wird einkassiert und vernichtet. (simo, DER STANDARD, Printausgabe, 21.10.2011)