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Heinz Lederer (49), Lobbyist mit roten Wurzeln.

Foto: APA/Fohringer

Es ist die Rolle seines Lebens. Erst hat er sie für Partei und Kanzler gespielt, dann für die Wirtschaft. "Ich krieg diese Punze eh nicht mehr los", sagt Heinz Lederer, "deshalb: Ja! Ich war ein Spindoktor der Telekom."

Lederer schickt freilich ein Aber nach. Weit harmloser seien die Aktivitäten gewesen, als ihm nun unterstellt werde. Keine Rede von horrenden Honoraren für Lobbying bei roten Spitzenpolitikern, beteuert Lederer, er habe nur getan, was er am besten könne: Journalisten so mit Infos zu füttern, dass seine Auftraggeber gut wegkommen - kurz: Geschichten den richtigen "Spin" verpassen.

Lederer entwickelte diese Kunst in den Neunzigerjahren, erst als Werbeleiter, dann als Kommunikationschef der SPÖ. Als kreativer Kopf mit Faible für angloamerikanische Kampagnenkultur fiel der Studienabbrecher (Politik und Medien) auf und als Kontakttalent, das mit Gott und der Welt auf Du war. Gemeinsam mit Kanzlersprecher Joe Kalina und Bundesgeschäftsführer Andreas Rudas bildete Lederer ein Strippenziehertrio, das auf dem Höhepunkt des selbstkreierten Hypes fast schon mehr Schlagzeilen machte als die von ihm in Szene gesetzte Politik.

Wachsende "Großmannssucht" erkannten Weggefährten seinerzeit. Zur austriakischen Version der coolen Mode-Roten Blair und Schröder stilisierten Lederer und Konsorten den damaligen Kanzler Viktor Klima, im Wahlkampf 1999 verschanzten sie sich in einem mythenumrankten "War-Room". Doch der "dritte Weg" endete mit Haiders Triumph, der übercoachte Klima als hölzerner Phrasendrescher ("Jobs, Jobs, Jobs"). Plötzlich mutierte der mit Stolz getragene Titel zum Schimpfwort: Spindoktoren galten gestandenen Genossen nun als umfragengesteuerte Opportunisten, die der SPÖ das neoliberale Virus injiziiert hätten.

Die schwarz-blaue Wende trieb Lederer in die Privatwirtschaft - und in die nächste platzende Blase: Den Internethändler Lion.cc, eine Libro-Tochter, führte er als Vorstandschef in den Ausgleich. Nach einem Intermezzo in Deutschland gründete der dreifache Vater in seiner Heimatstadt Wien schließlich "eine kleine, feine PR-Agentur" namens Lederer-Communication. Nicht mehr gearbeitet habe er seit dem Flop von 1999 für die SPÖ, sagt Lederer - von einem kurzen Gastspiel im ORF-Stiftungsrat abgesehen. Exkanzler Alfred Gusenbauer kennt der PR-Mann zwar seit Studententagen; doch Beraterleistungen hätten sich stets auf ein "Gespräch bei einem Bier" beschränkt. (Gerald John, DER STANDARD, Printausgabe, 21.10.2011)