Das Wiener Beteiligungskraftwerk soll 2012 starten.

Foto: Der Standard/Erwin Wodicka

Wien - Das Wiener Bürgerbeteiligungs-Solarkraftwerk soll im kommenden Jahr errichtet werden: Diesen Grundsatzbeschluss präsentierten am Donnerstag Finanzstadträtin Renate Brauner (SP) und Energiestadträtin Maria Vassilakou (Grüne). Fix ist nun auch der Betreiber: Die stadteigene Wien Energie soll das Pilotprojekt abwickeln. Ist das erfolgreich, sind weitere Bürgerbeteiligungs-Kraftwerke auch für andere Betreiber offen.

Alle weiteren Details sollen bis zum Frühjahr 2012 fixiert werden; "das erste Bürgerbeteiligungskraftwerk soll jedenfalls noch im kommenden Jahr eröffnet werden" , betont Christoph Chorherr, Energiesprecher der Wiener Grünen im Standard-Gespräch.

Alle können mitmachen

Das Konzept: Die Wien Energie soll die Errichtung des Fotovoltaik-Kraftwerkes rechtlich beziehungsweise technisch planen und abwickeln und anschließend betreiben. Beteiligen können sich an dem Projekt aber "alle Bürger, die nicht zuletzt angesichts der Finanzkrise ihr Geld real- und solarwirtschaftlich mit einer wirtschaftlichen Bestandsgarantie anlegen wollen" , beschreibt Chorherr die Zielgruppe.

Ob es genügend Interessenten gibt, darüber braucht sich die rot-grüne Stadtregierung offenbar nicht viele Gedanken zu machen: Seit der Bekanntgabe, dass ein derartiges Beteiligungsmodell inWien grundsätzlich geplant sei, haben sich bereits mehr als 900 Interessenten gemeldet. Ähnliche Erfahrungen hat auch der Grüne Energielandesrat von Oberösterreich, Rudi Anschober, gemacht: Nur drei Wochen nach dem Startschuss für das erste Linzer Bürgerkraftwerk im Frühsommer dieses Jahres war das Projekt bereits überzeichnet.

Standort-Suche läuft

Was den Standort betrifft, sind die politischen Verantwortlichen noch zurückhaltend: Grundsätzlich müsse das einer sein, bei dem eine längerfristige Bestandsgarantie möglich sei, heißt es - also beispielsweise keine Firma, bei der nicht sicher sei, ob sie nach zehn, fünfzehn Jahren noch bestehe.

Bei der Wien Energie gibt es dazu schon mehr Details: "Wir werden selbst Flächen anbieten und haben auch schon eine Shortlist" , bestätigt Unternehmenssprecher Christian Ammer. Der Vorteil: Gerade bei unternehmenseigenen Dachflächen wären "keine großen Investitionen in die Einspeisemöglichkeiten nötig" . In Oberösterreich war bei der Standortsuche ein wichtiges Kriterium, dass möglichst viel vom erzeugten Strom gleich direkt am Standort selbst verbraucht wird.

Die Entscheidung für das Fotovoltaikkraftwerk argumentiert Ammer folgendermaßen: "In einer Großstadt ist die Energiedichte - also der Energieverbrauch pro Fläche - sehr hoch. Gleichzeitig sind die Möglichkeiten für Wind- und Wasserkraft sehr beschränkt."

Und Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner ergänzt: "Im dicht verbauten städtischen Raum können die meisten Menschen nicht über die Nutzung ihrer Dachflächen verfügen und dort über Fotovoltaik- oder Solarthermie-Anlagen Warmwasser und Strom erzeugen." Mit dem Beteiligungsmodell werde die Möglichkeit eröffnet, "einen persönlichen Beitrag zum Ausbau der erneuerbaren Energien und für mehr Klimaschutz, zu leisten" . Das bringe überdies Wertschöpfung und sichere Arbeitsplätze, so Brauner.

Was die Konditionen für die einzelnen Kraftwerksteilhaber betrifft - also wie viel die Bürger für ihre finanzielle Beteiligung bekommen -, "sind wir schon sehr weit, müssen aber noch ein paar Details klären" , erläutert Christian Ammer. Diese letzten Entscheidungen sollen bis zum Frühjahr getroffen werden. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD Printausgabe, 21.10.2011)