Medien
Kraus, Dichand und Bacher sind die Journalisten des Jahrhunderts
Umfrage in der österreichischen Medienbranche
"Jahrhundert-Journalisten/innen - Welche Journalistinnen und Journalisten haben dieses Jahrhundert
geprägt?" Diese Frage hat das Branchenblatt "Der Österreichische Journalist" einer Reihe von Medienleuten und
Kommunikationswissenschaftern gestellt. Ergebnis: Karl Kraus, Herausgeber der legendären "Fackel", Hans Dichand,
Herausgeber und Chefredakteur der "Kronen Zeitung", sowie der langjährige ORF-Generalintendant Gerd Bacher sind - ex
aequo - die österreichischen Journalisten des Jahrhunderts.
Karl Kraus, "einer der härtesten Kritiker des hiesigen Ungeistes", habe Maßstäbe gesetzt, die weithin unerreicht blieben.
Kraus wies kämpferisch nach, "dass Qualitätsjournalismus unbarmherzig und laufend überprüft werden muss". Kraus ist der
"Begründer und unerreichbare Meister der Journalismuskritik", heißt es in den verschiedenen Begründungen zur Wahl.
Hans Dichand wiederum habe die "Illustrierte Kronenzeitung" wiederbelebt und aus ihr einen ökonomischen und
journalistischen Erfolg ohnegleichen gemacht - "das beinahe vollkommene Pendant zur österreichischen Seele". Dichand
hat "in handwerklich meisterhafter Weise die Ängste, Vorurteile und die emotionalen Bedürfnisse sehr vieler Österreicher
für einen weltweit unerreichten Erfolg instrumentalisiert", so eine andere Jury-Stimme.
Gerd Bacher wurde indes unter die österreichischen Journalisten des Jahrhunderts gereiht, weil er demonstriert habe, dass
man ein öffentlich-rechtliches Medium vom Parteienfilz befreien kann und weil er dieses Medium, den ORF, zu einer
Rundfunkanstalt von europäischem Rang entwickelt habe. Bacher bewirkte eine "Informationsexplosion in den
elektronischen Medien".
Weitere Journalisten, die das Jahrhundert geprägt haben, sind nach der "Journalist"-Umfrage Hugo Portisch, Wolfgang und
Helmuth Fellner, Oscar Bronner, Egon Erwin Kisch, Oskar Pollack, Otto Schulmeister und Armin Thurnher. Die einzigen
Frauen, die in die Wertung kamen, sind Marianne Pollak, Barbara Coudenhove-Kalergi und Elfriede Hammerl.(APA)