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Charlison Benschop hatte gegen Manuel Ortlechner wenig zu bestellen.

Foto: APA/AP/Dejong

Alkmaar - "Wir hatten 75 Minuten lang keine Antwort auf das Spiel von Austria, gab Alkmaar-Trainer Gertjan Verbeek nach dem 2:2 (0:2) gegen die Veilchen im dritten Spiel der Gruppenphase zur Europa League zu. "Wir waren in der ersten Spielhälfte zu unkonzentriert", sah Verbeek auch Versäumnisse seiner Mannschaft. Und tatsächlich: 79 Minuten lang stand die Austria vor einem faustdicken Coup. "Vielleicht haben sie uns unterschätzt und wir haben davon Nutzen gezogen", erklärte Austria-Stürmer Nacer Barazite. Dass es am Ende doch nicht zum zweiten Sieg in Gruppe G reichte, war mit der klaren Leistungssteigerung von Alkmaar nach dem Seitenwechsel erklärbar. Vor dem zweiten Vergleich mit AZ in zwei Wochen in Wien darf die Austria dennoch  weiter vom Aufstieg in die K.o.-Runde träumen. Aktuell liegt die Austria auf Platz drei, einen Zähler hinter Alkmaar und drei hinter Metalist Charkiw. Die Ukrainer setzten sich Donnerstag trotz über einer Spielhälfte in nummerischer Unterlegenheit bei Schlusslicht Malmö 4:1 durch.

Mit hängenden Köpfen gingen die Austrianer nach Schlusspfiff vom Feld. Nach ein paar Minuten überwog trotzdem die Freude mit dem Wissen, einem im Vorfeld stark eingeschätzten Gegner Paroli geboten zu haben. "In der ersten Emotion ist mir zum Weinen. Aber wir dürfen nicht größenwahnsinnig sein. Wenn wir das vorher gewusst hätten, hätten wir das unterschrieben", meinte Verteidiger Georg Margreitter. "Es war wichtig zu sehen, das wir durchaus mithalten können", sagte Zlatko Junuzovic.

Die Sensation war eigentlich in Griffweite. Eine halbe Stunde war im AFAS-Stadion von Alkmaar gespielt, als sich der Großteil der 17.000 Zuschauer im falschen Film wähnten. Torschütze Alexander Gorgon hatte soeben nach dem 2:0 jubelnd abgedreht, bis auf die Gesänge der mitgereisten Wiener Fans war es mucksmäuschenstill in der schmucken Arena. AZ, in zuvor sieben Heimspielen der Saison bei sieben Siegen haltend, stand ausgerechnet gegen den Außenseiter aus "Oostenrijk" vor einer Niederlage. Die niederländische Presse sah ebenfalls eine schwache erster Spielhälfte der Hausherren. AZ habe aber den Kopf noch einmal aus der Schlinge gezogen. "Erleichterung in Alkmaar", titelte zum Beispiel "De Telegraaf".

Trainer Karl Daxbacher sprach von einem letztendlich gerechten Remis. Auf die Austria wartet in den ausstehenden drei Spielen zunächst die Heimpartie gegen Alkmaar in zwei Wochen. "Ich denke, dass wir noch Chancen haben, auf uns warten jetzt noch zwei Heimspiele und eine Partie auswärts. Wir wollen zu Hause punkten und um den zweiten Platz mitreden", erklärte Dxbacher die Ausgangslage. Charkiw - in die Ukraine reist die Austria Ende November - scheint aktuell der Favorit auf den ersten Platz.

Salzburg fühlt sich bestohlen

Ähnliches wie die Austria erlebte Red Bull Sallzburg in Bilbao. Hatte man am Donnerstagabend doch bis zur 70. Minute eine durchaus verdiente 2:0-Führung inne und die Überraschung in Griffweite, ehe zwei eigenartige Elfmeter den Gästen noch einen Punkt bescherten. Mehr aber schmerzte die eigene Ohnmacht angesichts der als ungerecht empfundenen Entscheidungen des Schiedsrichters Ivan Bebek. "Ich fühle mich bestohlen", sagte Salzburg-Coach Ricardo Moniz. Auch wenn Bilbao weiterhin die Führung in Gruppe F innehat (7 Punkte), lebt zur Halbzeit dank Platz drei - punktegleich mit Paris St. Germain (je 4) - weiter die Chance auf den Aufstieg.

Der Unparteiische wurde von Moniz jedenfalls verbal abgewatscht. Als "katastrophal" bezeichnete der Niederländer die Leistung Bebeks, der erst bei Ibrahim Sekagya ein Foul an Herrera gesehen haben wollte und bei Rasmus Lindgren schließlich ein Handspiel pfiff, ohne den vorangegangenen Schubser zu berücksichtigen. "Ich meckere normalerweise nicht, aber hier wurden uns die Punkte geklaut", ärgerte sich Moniz. "Das ist eine der größten Enttäuschungen, die ich je erlebt habe."Die spanische Zeitung 'Marca' schreibt am Freitag: "Unterstützung für Athletic. Zwei tüchtige Schiedsrichterfehler retteten Athletic in der Partie gegen Salzburg." 'As' wiederum meinte fair: "Ein großes Geschenk fiel vom Himmel."

"Wir sind sehr, sehr deprimiert", meinte Torschütze Roman Wallner nach dem Spiel. "Ein 2:2 in Bilbao ist nicht schlecht, aber das ist fast wie eine Niederlage. Wir waren in den jüngsten Partien nicht so überragend. Da hat niemand damit gerechnet, dass wir 2:0 in Führung gehen. Alle sind davon ausgegangen, dass die über uns drüberfahren", sagte der Steirer und fügte hinzu: "Selbst wenn wir heute noch ein Spiel gespielt hätten, hätten sie kein Tor aus dem Spiel heraus gemacht."

"Wir waren sehr diszipliniert und haben weniger naiv gespielt. Der Gegner hat das nicht erwartet", beschrieb Moniz den Unterschied zum 1:3 bei PSG zum Auftakt der Gruppenphase Mitte September. "Der Gegner hat das nicht erwartet." Als eine Art Knackpunkt für sein Konzept sollte sich aber nicht zuletzt die unfreiwillige Auswechslung von Franz Schiemer für Lindgren in der 59. Minute erweisen - da stand es noch 2:0 für die Gäste. Der Schwede war schließlich am Zustandekommen des entscheidenden Elfers beteiligt und musste dafür - nur 15 Minuten nach seiner Einwechslung - mit Gelb-Rot vom Platz. "Schiemer war kaputt", erklärte der Coach, "und dann hat die Organisation gefehlt".

Individuelle Fehler in Graz

Ohne Punkt beendete Sturm Graz den Abend. Aufgrund von individuellen Fehlern kassierten die Grazer in der UPC-Arena eine 0:2-Niederlage gegen Anderlecht, gegen Lok Moskau hatten sie mit 1:2 verloren. "Diese individuellen Fehler ziehen sich wie ein roter Faden durch die ganze Saison", analysierte Trainer Franco Foda. Sturm-Tormann Silvije Cavlina warf vor dem 0:1 genau zum Gegner aus und ließ dann auch noch nach einer Mbokani-Hereingabe den Ball aus, womit Guillaume Gillet einschießen konnte. Thomas Burgstaller sah wenige Augenblicke später nach einem Frustfoul die Ampelkarte, damit war die Partie gelaufen. "So etwas darf einem Routinier wie Burgstaller nicht passieren, schon gar nicht auf der Mittellinie", ärgerte sich Foda über den Ex-Rieder.

Die Gelb-Rote Karte hatte auch die taktischen Pläne des Sturm-Trainers durcheinandergebracht. Nach dem Ausschluss musste Foda mit Ferdinand Feldhofer einen Innenverteidiger bringen und konnte nicht wie geplant mit der Hereinnahme von Roman Kienast mehr Risiko gehen. "In der Meistersaison haben wir solche Fehler nicht gemacht, jetzt schon. Auf internationaler Ebene darf man sich so etwas nicht erlauben", sagte der Sturm-Coach. Mario Haas ärgerte sich vor allem darüber, dass der Gegentreffer ausgerechnet in der stärksten Phase der Grazer gefallen war. "Man hat aber auch gesehen, dass wir mithalten können", fügte der 37-jährige Stürmer-Routinier hinzu.

Die Chancen der Grazer (3 Punkte) auf den Aufstieg sind jedenfalls deutlich kleiner geworden, vor allem auch weil Lok Moskau (6) im Parallelspiel AEK Athen (0) mit 3:1 besiegte. Optimistisch ist man im Lager von Österreichs Meister aber trotzdem. "Wir werden alles probieren, um den zweiten Gruppenplatz doch noch zu schaffen", sagte Feldhofer. Das unterstrich auch Foda. "Es sind noch neun Punkte zu vergeben, um Zweiter zu werden müssen wir sechs davon holen, dafür werden wir alles geben." Der Deutsche blickte auch dem "Rückspiel" in zwei Wochen am 4. November im Constant-Vanden-Stock-Stadion positiv entgegen. "Ich bin zuversichtlich, da sind Kienast, Hölzl und Standfest wieder so weit, dass sie 90 Minuten durchhalten können", sagte der Deutsche.

Hoffnung gibt auch die zumindest taktisch starke Leistung der Grazer bis zur 70. Minute in einer extrem chancenarmen Partie und die Vorstellung der jungen Spieler. Der 20-jährige Christian Klem präsentierte sich auf der linken Abwehrseite als Alternative für den angeschlagenen Giorgi Popchadse, zudem rechtfertigte der noch 18-jährige Florian Kainz seinen Einsatz links im Mittelfeld anstelle von Andreas Hölzl mit einer erfrischenden Vorstellung. "Sie haben gut gespielt und gezeigt, dass man mit ihnen planen kann", lobte Foda das Duo.(APA)