München - Am Donnerstagabend wurde die Datenbank "GDK Research" freigeschaltet, die zum ersten Mal einen umfassenden Blick auf die "Großen Deutschen Kunstausstellungen" bietet, die die Nationalsozialisten von 1937 bis 1944 alljährlich im "Haus der Deutschen Kunst" (heute: "Haus der Kunst") in München veranstalteten. Unter der Adresse www.gdk-research ist die Forschungsplattform nun zu erreichen.

Umfassender Überblick

Zwei Jahre lang haben Kunsthistoriker des Zentralinstituts für Kunstgeschichte zusammen mit dem Haus der Kunst und dem Deutschen Historischen Museum im Berlin an der Erfassung der mehr als 12.000 Exponate gearbeitet, von denen bisher nur rund zehn Prozent durch Abbildungen bekannt waren. Auf der Plattform können Wissenschafter und Interessierte sich nun ein Bild von den großen Propaganda-Ausstellungen machen, die seinerzeit bis zu 600.000 Besucher pro Jahr anzogen.

Verzeichnet sind nicht nur alle Werke und die Künstler, sondern auch Käufer und die entsprechende Kaufsumme. Die Kunstausstellungen waren als Verkaufsausstellungen gedacht, rund 50 Prozent der ausgestellten Werke wechselten den Besitzer. Der beste Kunde war Adolf Hitler. Der Diktator gab mit sieben Millionen Reichsmark über die Jahre mit Abstand am meisten für die Exponate aus - gefolgt von Joseph Goebbels mit 1,2 Millionen Reichsmark.

Entmystifizierung

"Wie in vielen anderen Bereichen auch wurde die Zeit des Nationalsozialismus lange totgeschwiegen, tabuisiert und verdrängt", sagte Projektreferent Christian Fuhrmeister vom Zentralinstitut. "Wir wollen einen Prozess anstoßen, der die Sicht auf Nazi-Kunst korrigiert und zeigt, wie sie wirklich war - zum Teil völlig banal", sagte der neue Leiter des Hauses der Kunst, Okwui Enwezor. Ziel des Forschungsprojektes ist eine "Entmystifizierung" der großen Schauen, wie die Projektverantwortlichen sagen. (APA/red)