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Ronny Pecik ruft den Markt um steigende Aktienpreise an.

Foto: Reuters/Meier

Wien/Moskau - Der Einstieg des Investors Ronald Pecik bei der börsenotierten Telekom Austria ziele auf eine Übernahme des Unternehmens ab, schreibt das Nachrichtenmagazin "Format" in seiner neuen Ausgabe. Demnach sei Peciks Beteiligung nicht auf den bereits bekanntgegebenen Anteil (Aktien und Optionen für über fünf Prozent) beschränkt, sondern der Investor und sein Konsortium hätten sich "klammheimlich" bereits 20 Prozent an der Telekom Austria gesichert, teils in Form von Optionen. Ziel sei der Erwerb von bis zu 30 Prozent der TA-Aktien. Das Paket wolle Pecik dann schrittweise binnen zwei bis fünf Jahren an die russische Vimpelcom weiterverkaufen mit einem erhofften Gewinn von mindestens 30 Prozent. Momentan sind die Russen einem Insider zufolge aber nicht an der TA interessiert.

"Vimpelcom ist nicht interessiert und führt keine Gespräche über einen Kauf von Telekom-Austria-Aktien", hieß es aus Vimpelcom-Unternehmenskreisen am Freitag. Die Russen wollten sich stattdessen auf die Integration ihrer bestehenden Beteiligungen konzentrieren. Eine Vimpelcom-Sprecherin wollte sich nicht dazu äußern. An der Börse gaben die anhaltenden Spekulationen über den Investoren-Einstieg den Telekom-Aktien erneut Auftrieb. Das Papier lag am späten Freitagnachmittag im Plus.

Telekom-Chef Hannes Ametsreiter sieht dem Einstieg neuer Großaktionäre mit gemischten Gefühlen entgegen. Zwar sei das Management offen für Gespräche und wolle "keine Aktionäre diskriminieren", sagte er am Rande der "Gewinn-Messe" in Wien. Es sei jedoch wichtig zu verstehen, was die Erwartungen der neuen Anteilseigner seien.

Investor Pecik hatte am 17.10 bestätigt, sich Optionen für gut fünf Prozent der Telekom-Aktien gesichert zu haben. Dem Magazinbericht zufolge hat er mit seinen Partnern weitere Optionspakete bei Schweizer Banken geparkt, die diese treuhänderisch verwalten und gegebenenfalls an Pecik verkaufen würden. Ab dem Überschreiten der 30-Prozent-Schwelle wäre ein Pflicht-Übernahmeangebot an die übrigen Aktionäre fällig.

Fragezeichen hinter ägyptischem Milliardär

Hinter dem russischen Mobilfunkriesen Vimpelcom steckt als einer der Großaktionäre der ägyptische Investor und Milliardär Naguib Sawiris. Der Mobilfunkunternehmer verkaufte Anfang 2011 fast sein ganzes Telekomimperium an Vimpelcom - für 6,5 Milliarden Dollar, davon 1,5 Milliarden in bar, den Rest in Aktien. Naguib Sawiris Bruder Samih bestätigte am 16.Oktober in der Schweizer "Sonntagszeitung" dass sein Bruder Naguib Interesse an der Telekom Austria habe. Die ägyptische Sawiris-Familie hat mit der Orascom-Gesellschaft ein milliardenschweres Immobilien- und Tourismusunternehmen. Orascom wurde schon einmal als Kaufinteressent für die Telekom genannt.

An der Vimpelcom beteiligt ist auch die russische Alfa-Gruppe, die vom Oligarchen Michail Fridman kontrolliert wird. Weiters hält die norwegische Telenor Anteile.

Zuletzt war auch über eine feindliche Übernahme des Telekomkonzerns spekuliert worden. Das Unternehmen steht zu gut 70 Prozent in Streubesitz, die Staatsholding ÖIAG hält 28,4 Prozent. Über eine Aufstockung des Staatsanteils gebe es derzeit keine Gespräche, sagte Ametsreiter. Bei der ÖIAG gibt man sich zurückhaltend zu den Berichten, dass der österreichische Telekom-Marktführer möglicherweise Ziel eines feindlichen Übernahmeplans sei. "Wir haben die Meldung der Telekom Austria zur Kenntnis genommen", sagt ÖIAG-Sprecher Bernhard Nagiller. "Die ÖIAG ist ein stabiler Kernaktionär der Telekom Austria."

Der Telekom-Marktführer in Österreich, über dessen Server hochsensible Daten laufen, befindet sich in einer heiklen Position. Insider verweisen darauf, dass das Unternehmen zunächst erkunden müsse, wer hinter den Marktbewegungen stecke, und danach seine Strategie ausrichten müsse. (APA)