Foto: Yukihiro Taguchi

Wien - Ihr kreisrunder Körper schmückte bereits in den 1920er-Jahren die großen Tanzpaläste in Berlin und Havanna. Unter ihr wird getanzt, geschmust und gefeiert. Die Spiegel- oder auch Discokugel symbolisiert mit ihrer Drehbewegung das nie endende Tanzvergnügen.

Der mexikanische Künstler Alejandro Almanza Pereda regt in seinem Werk Don't Make Light of Something zum Nachdenken über die Partykultur an. Seine aus einem Betonblock geformte und mit Spiegelsteinen besetzte Discokugel schwebt unheilschwanger über den Köpfen der Betrachter. Die ursprüngliche Funktion von (Alltags-)Gegenständen in etwas Gefahrvolles und Riskantes umzuwandeln gehört zu Peredas künstlerischem Vokabular.

Seine Arbeit ist Teil der Ausstellung You Are Free! Unter diesem Postulat versammelt sich eine Gruppe von Künstlern von Lateinamerika bis Skandinavien, deren Arbeiten einen kritischen Blick auf den politischen Freiheitsbegriff werfen: Christian Jankowskis And Your Bird Can Sing zeigt einen CD-Spieler in Gitarrenform, den Arbeiter in einer chinesischen Fabrik serienmäßig hergestellt haben. Jeder der Fabrikarbeiter hatte die Möglichkeit, auf Jankowskis mitgebrachter E-Gitarre ein Solo zu spielen, das danach auf CD gebrannt wurde. Jankowski kritisiert damit nicht nur unfreie Arbeitsbedingungen in China, sondern beleuchtet auch die Rolle der Kunst in der globalen Ökonomie. "Viele Künstler in der Ausstellung reflektieren kritisch die dunkle Seite von Freiheit und erforschen auch, wie unfrei wir selbst sind", sagt Daniel Kingery, einer der Kuratoren der Ausstellung.

Daneben werden Produkte wie Schallplatten künstlerisch entfremdet, indem sie in Alufolie eingewickelt werden. Das individuelle Design des Plattencovers weicht dem industriellen Charakter der Massenfertigung. Mit dem Arbeitsfeld des Kunstschaffenden befasst sich im November die Ausstellung Pseudoparadigmatika.  (Michael Ortner, DER STANDARD - Printausgabe, 22./23. Oktober 2011)