Graz/Salzburg - Meister gegen Vizemeister ist für gewöhnlich das Spiel der Runde. Das Aufeinandertreffen der beiden Europa-League-Starter Sturm Graz und Red Bull Salzburg in der UPC-Arena steht aber in der 12. Fußball-Bundesliga-Runde am Sonntag (18.30 Uhr/live Sky) im Schatten des Wiener Derbys. Beide Teams haben nach den Europacup-Auftritten am Donnerstagabend Punkte zum Abschluss des ersten Saisondrittels dringend nötig, liegen sie doch mit den Tabellen-Rängen drei (Salzburg) und sechs (Sturm) hinter den eigenen Erwartungen zurück.

Die Salzburger tankten mit dem 2:2 auswärts gegen Athletic Bilbao, bei dem der Schiedsrichter mit zwei Elfmetern für die Spanier einen Sieg verhindert hatte, viel Selbstvertrauen für die anstehenden Aufgaben. Der starke Auftritt der "Bullen" ließ auch die zuletzt nach drei sieglosen Meisterschaftsspielen in Folge aufgekommene Kritik an Coach Ricardo Moniz verstummen. Das soll auch am Sonntag so bleiben. "Gegen Sturm müssen wir unsere Qualitäten abrufen, dann mache ich mir große Hoffnungen, in Graz erfolgreich zu sein", sagte der Salzburg-Trainer.

Seine Truppe sei im Baskenland als starkes Kollektiv aufgetreten und habe individuelle Klasse gezeigt. Das ist auch der Schlüssel zum Erfolg beim Meister. "Ich freue mich riesig auf das Spiel und hoffe, dass wir die Qualität vom Donnerstag durchziehen. Wir müssen lernen, dass wir jedes Spiel gleich angehen, wenn das der Fall ist, bin ich sehr positiv gestimmt", meinte Moniz.

Schwarze-Weiße Rosen

Dem Gegner streute der Salzburg-Trainer Rosen. "Ich denke absolut, dass sie um den Meistertitel mitspielen können. Sie sind nach vorne gut besetzt und haben ein sehr gutes Kollektiv. Es wird nicht einfach für uns", sagte Moniz. Dessen ist sich auch Jakob Jantscher bewusst, der im Sommer 2010 von den Grazern zu Salzburg gewechselt war.

"Sie hatten zuletzt viel Trubel im Verein, da Trainer Franco Foda beim Nationalteam im Gespräch war und sie viele verletzte Spieler hatten. Da ist es nicht einfach, den Rhythmus zu finden, aber sie haben Qualität", meinte der 22-Jährige. Geschenke an seinen Ex-Club werde es sicher keine geben. "Wir haben die größere Qualität, wenn wir die abrufen, sollten wir die drei Punkte mitnehmen", betonte der Mittelfeldspieler, der noch mit einigen Sturm-Kickern in Kontakt steht.

Neben den weiterhin verletzten Alan, der seit Dienstag wieder in Salzburg an seinem Comeback arbeitet, Douglas, Mendes und Leitgeb fehlt bei den Salzburgern auch der gesperrte Cziommer. Der Einsatz des angeschlagenen Schiemer ist sehr fraglich. Bei den Grazern sind Gratzei, S. Foda, Koch und Standfest kein Thema, die zuletzt angeschlagenen Bukva und Popchadse hingegen schon.

Die zu Hause noch unbesiegten Steirer stehen ähnlich stark unter Druck wie die Salzburger. In der vergangenen Saison hatte der Titelverteidiger zum jetzigen Zeitpunkt acht Punkte mehr auf dem Konto, acht Zähler beträgt jetzt auch schon der Rückstand auf Tabellenführer Admira. "Salzburg ist ein ähnliches Kaliber wie Anderlecht und Titelkandidat Nummer eins, aber wir spielen zu Hause und wollen punkten", blickte Sturm-Trainer Franco Foda optimistisch in die Zukunft. Wichtig sei es im Vergleich zum Anderlecht-Spiel (0:2), die individuellen Fehler abzustellen. Änderungen in der Aufstellung werde es "sicher" geben.

Ferdinand, der Rückkehrer

Profitieren davon könnte Ferdinand Feldhofer, der für den am Donnerstag schwachen Thomas Burgstaller in die Startformation rücken könnte. "In der vergangenen Saison haben wir eher gegen die 'Kleinen' gewonnen und uns gegen die 'Großen' schwergetan. Das ist heuer umgekehrt, daher bin ich zuversichtlich, dass wir gewinnen werden", sagte der Ex-Rapidler Feldhofer. Es wäre der erste volle Erfolg für die Grazer im direkten Duell seit dem 21. Mai 2009 (2:0 in Graz), seither gab es drei Remis und sechs Niederlagen.

Thema Nummer eins beim Titelverteidiger ist momentan aber nicht nur die sportliche Performance, sondern vor allem die Vertragssituation. Im Sommer laufen gleich 15 Kontrakte aus, nur bei Cavlina, Burgstaller, Popchadse, Säumel und Bodul besitzen die Grazer die Option auf eine Vertragsverlängerung. Von den restlichen zehn Akteuren (Kienast, Hölzl, Standfest, Stangl, Haas, Muratovic, S. Foda, Maric, Schachner und Weinberger) haben bisher nur Kienast und Hölzl ein Angebot erhalten, am Montag gibt es eine weitere Gesprächsrunde mit dem Duo.

Die Zukunft von Chefcoach Foda ist ebenfalls noch offen. "Beide Seiten kennen die Forderungen des anderen, es ist alles offen. Sturm ist ein toller Verein, ich würde gerne bleiben", sagte der Deutsche einmal mehr.(APA)

SK Sturm Graz - Red Bull Salzburg (Graz, UPC-Arena, 18.30 Uhr/live Sky, SR Lechner). Bisheriges Saisonergebnis: 1:1 (a). Saisonergebnisse 2010/11: 0:2 (a), 0:0 (h), 1:2 (a), 0:3 (h)

Sturm Graz: Cavlina - Ehrenreich, Dudic, Feldhofer, Popchadse - P. Wolf, Weber, Säumel, Kainz - Szabics, Kienast

Ersatz: Schachner - Klem, Pürcher, Burgstaller, Hölzl, Muratovic, Bodul, Haas

Es fehlen: Gratzei (nach Meniskus-Operation), S. Foda, Koch (beide im Aufbautraining), Weinberger (Knöchelverletzung), Neuhold, Stangl (beide krank)

Salzburg: Gustafsson - Schwegler, Sekagya, Pasanen, Hinteregger - Leonardo, Lindgren, Svento - Zarate, Wallner, Jantscher

Ersatz: Walke - Hierländer, Bruins, Maierhofer, Adjei, Jefferson, Teigl, Savic, Ulmer, Alex, Offenbacher, Chema Anton

Es fehlen: Cziommer (gesperrt), Alan, Douglas, Mendes, Leitgeb (alle verletzt)