Las Vegas gilt immer noch als "America's hottest tourist town" (Time Magazine). Touristen aus aller Welt, vor allem aber die Amis selbst, reisen zu Millionen in die Wüste. In Sin City wollen sie jene Sünden begehen, vor denen sie daheim der Gesetzgeber schützt.

Neben dem Glücksspiel rangiert inzwischen das wahllose Herumballern mit Maschinenpistolen weit oben auf der Spaß-Liste. In "Gun Lounges" steht den Gästen ein Arsenal an Waffen zur Verfügung, die alle mit dem Ziel der Tötung von Menschen konstruiert wurden: halbautomatische Schnellfeuergewehre, Maschinenpistolen, Pumpguns.

Das Gefühl, "Ratatata", ein scharf geladenes Mordwerkzeug bedienen zu dürfen, lässt vielen offenbar so lustvoll die Sicherung durchbrennen, dass sie viel Geld dafür hinlegen.

Demnächst soll gar eine "Ultra Lounge" eröffnen, wo man von knapp bekleideten "Gun Girls" bedient wird, die einem (uh, heiß!) auch die Waffen reichen. Es gibt Souvenirs wie Holster und Patronentaschen von Vuitton oder Prada zu kaufen: An einen so wunderbaren Abend möchte man schließlich lange zurückdenken.

Als Höhepunkt dürfen die Gäste auf Puppen von Osama Bin Laden, Saddam Hussein oder Muammar al-Gaddafi ballern. Dass die im echten Leben allesamt erledigt sind, sollte einem zu denken geben: Amerika braucht offenbar dringend einen neuen Todfeind, auf den es sein Arsenal richten kann. (corti, DER STANDARD-Printausgabe, 24.10.2011)