Slacklining in seiner tollkühnsten Variante. Partykönige waren sie alle, aber nur einer wurde zum Weltmeister gekürt.

Foto: IMS

Ein wenig erinnerte es an Zeiten, als man in der Nacht vor der Hahnenkammabfahrt Abfahrtstars bis in den Morgen feiern sehen konnte: Bevor Michael Payton (USA) am Samstag am Brixener Domplatz zum Slackline-Weltmeister gekürt wurde (und Andy Lewis sich den Gesamtweltcupsieg im Zurrgurt-Voltigieren sicherte), hatten sich Aktive wie "Follower" die Nacht heftigst um die Ohren geschlagen. Doch während so mancher Zuschauer schon im Stehen mit Schwindelgefühlen kämpfte, waren bei keinem der aus etlichen hundert Bewerbern im Vorfeld ausgesiebten und nach Südtirol eingeladenen Finalisten Anzeichen von Gleichgewichtsstörungen zu sehen: Die 16 (durchwegs) Männer zeigten auf dem schmalen Band - der Slackline - Salti, Kopf- und Handstände, Pirouetten und andere Kunststücke, die Normalsterbliche schon auf festem Boden überfordern.

Dass der Event gerade jetzt und gerade in Brixen stattfand war kein Zufall: Slacklining kommt aus dem Klettern. Bergsteiger trainieren so Gleichgewichtssinn und Koordination. Und in Brixen findet bis Ende Oktober das dritte "International Mountain Summit" (IMS) statt: hochkarätigste besetzte Diskussionen (vom "Tod am Berg" über die "Spiritualität der Gipfel" bis hin zur ""Showbühne Berg), Vorträge von Fels-Superstars (u.a. Thomas und Alexander Huber, Beat Kammerlander und Chris Sharma), Wanderungen (etwa mit Reinhold Messner), Boulderworkshops, sowie Film- und Photowettbewerbe stehen am Programm. Man wolle, erklären die Veranstalter Alex Ploner und Markus Gaiser, möglichst alle Aspekte des Bergsteigens ansprechen.

Dass Bergethemen boomen, belegte auch d Interesse des Publikums: Schon in den ersten Tagen waren mehr als 10.000 Besucher gekommen - und da waren die, die in der Nacht vor dem Slackline-WM-Finale mit den Athleten durchfeierten, gar nicht mitgezählt. (rott, DER STANDARD Printausgabe, 24. Oktober 2011)