Als Gadget hat der Player seinen Zenit überschritten; seit 2009 sind die Verkäufe rückläufig. Aber der iPod ist ein Transformer und hat längst seine neue Gestalt gefunden: als unentbehrliche Funktion auf iPhone und iPad.

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Es waren die Jahre, in denen sich Apple gerade erst vom Krankenbett erhoben hatte. Der iMac war ein bunter Exot, der mit "Rip, Mix, Burn" (Werbeslogan) die Musikindustrie erzürnte, weil sie dies als Aufforderung zum Raubkopieren verstand. Dann, am 23. Oktober 2001, gab es viele spöttische Bemerkungen, als Steve Jobs eine 400 Dollar teure Zigarettenschachtel vorstellte, die "1000 Songs in der Tasche" versprach - den Ur-iPod, mit Fünf-Gigabyte-Platte. In dieser Zeitung fand das Ereignis zwei Tage später in der Rubrik "Hot Stuff" nur kurzen Niederschlag. Gerade fünfmal war der iPod im nächsten Jahr der Erwähnung wert, meist als Nebenaspekt. Erst im Herbst 2002 fand die Musikalische Revolution statt.

"Steve Jobs hatte nicht nur eine Vision, er hatte einen Plan - gegen den sich die Musikindustrie anfangs sträubte"

Damals war es alles andere als offenkundig, dass Apple mit seinem ersten Ausflug in die "Post-PC-Ära" (Jobs, als er heuer noch das iPad 2 vorstellte) die Musikbranche auf den Kopf stellen würde. "Die Wahrheit ist, dass Steve Jobs die Musikindustrie rettete", würdigte Musikmanager Ed Nash am Freitag im Wall Street Journal das Jubiläum: Denn vor iTunes schien es unmöglich, den technologischen Dammbruch von "Sharing" - Raubkopien - zu stoppen. Erst mit dem iTunes-Store 2003 kam es zum Paradigmenwechsel, "Steve Jobs hatte nicht nur eine Vision, er hatte einen Plan - gegen den sich die Musikindustrie anfangs sträubte".

Der Erfolg des iPod beruhte auf einem Faktor, den Jobs wohl in der harten Zeit seines Exils gelernt hatte: den iPod zu öffnen. Dazu gehörte eine Windows-Version von iTunes; die Möglichkeit, alle gängigen Musikformate und nicht nur das von Apple bevorzugte AAC spielen zu können (Sonys digitaler Walkman scheiterte u. a. wegen seines speziellen Formats), die Musikindustrie vom Unsinn des Kopierschutzes zu überzeugen sowie ein Ökosystem an Accessoires. Damit stellte sich Apple in den Mittelpunkt einer Wertschöpfungskette für andere Firmen, ganz so wie Microsoft seine PC-Dominanz erreichte. Selbst für Luxus-Audiohersteller sind iPod und iPhone musikalischer Motor, um den herum sie Anlagen um einen vielfachen Preis bauten. (Helmut Spudich)