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Das undatierte Archivfoto zeigt den designierten Direktor des Museums für Völkerkunde, Steven Engelsman.

Foto: APA/privat

Wien - Der Niederländer Steven Engelsman wird neuer Direktor des Museums für Völkerkunde (MVK) in Wien. Damit folgt der promovierte Mathematiker mit 1. Mai 2012 dem vor einem Jahr zurückgetretenen Christian Feest. Engelsman stand mehr als 20 Jahre dem Museum für Völkerkunde in Leiden vor. Neben dieser Tatsache zeichne ihn vor allem seine "profunde Erfahrung als exzellenter internationaler Netzwerker auf dem Gebiet der europäischen und asiatischen Ethnologie" für den Direktionsposten aus, wie es in einer Aussendung des Kunsthistorischen Museums, in dessen Verband sich das MVK befindet, heißt.

KHM-Generaldirektorin Sabine Haag freute sich, mit Engelsman einen "international anerkannten und erfahrenen Museumsdirektor" gewonnen zu haben. Mit der Neupositionierung des Museums in Leiden habe er bewiesen, "dass er auch die Neupositionierung des Museums für Völkerkunde in Wien kompetent und engagiert verwirklichen wird". Der designierte Direktor wird mit der Freude auf "eine großartige und spannende Herausforderung" zitiert. Schließlich gehöre das MVK "weltweit zu den berühmtesten Sammlungen in diesem Bereich".

Reaktionen

Kulturministerin Claudia Schmied beschied dem 62-jährigen Wissenschafter "hohe Fachkompetenz und langjährige Erfahrung in der Museumsleitung". Gerade angesichts der "anspruchsvollen Aufgabe der Neupositionierung" des MVK gute Voraussetzungen, sei doch "die Entwicklung des Museums für Völkerkunde als lebendes Haus der Ethnologie voran zu treiben". Leidbekundungen gab es vom Kultursprecher der Grünen, Wolfgang Zinggl: Engelsman werde "von Anfang an ein Frühstücksdirektor bleiben unter der Oberhoheit des Kunsthistorischen Museums, das mit interkulturellem Dialog so viel am Hut hat wie mit Tischtennis". Die Chancen, aus dem MVK ein Museum der Kulturen zu machen, werden seiner Ansicht nach ignoriert.

Hintergrund

Seit dem Rücktritt von Christian Feest als Direktor des MVK fungierte KHM-Generaldirektorin Sabine Haag als interimistische Leiterin des Hauses. Feest hatte im Zuge der Debatte um die Positionierung eines "Museum NEU", das Völkerkunde- und Volkskundemuseum unter einem Dach zusammenführen hätte sollen, seinen Vertrag "einvernehmlich aufgelöst, wegen Differenzen bezüglich der Zukunft des Museums", wie er im Oktober vergangenen Jahres erklärte.

Biografisches

Engelsman wurde am 14. Oktober 1949 geboren und studierte in Utrecht Mathematik und Wissenschaftsgeschichte. 1982 promovierte er mit der Arbeit "Families of Curves and the Origins of Partial Differentiation". Bevor er seine museologischen Tätigkeiten vertiefte, unterrichtete Engelsman am Mathematik-Institut der Utrechter Universität und widmete sich im Rahmen seiner Forschung vor allem der Differentialrechnung des 17. und 18. Jahrhunderts.

Erste kuratorische Tätigkeiten führte er ab 1979 am naturwissenschaftlichen Museum Boerhaave in Leiden durch, wo er Ausstellungen der Physik-Sammlung verantwortete. Fünf Jahre darauf wurde Engelsman zum Chefkurator sowie stellvertretenden Direktor dieses Museums ernannt, wobei er in der Folge auch wesentlichen Anteil an der Renovierung und Neuorganisation des Hauses hatte. Nachdem das renovierte Museum 1991 seine Pforten öffnete, wechselte er bereits ein Jahr später - allerdings nur stadtintern ... Engelsman wurde zum Direktor des Leidener Völkerkundemuseums berufen.

Neben seinem Engagement in unterschiedlichen Vereinigungen, die sich der Erhaltung des kulturellen Erbes in den Niederlanden widmen, ist Engelsman auch Gründungsmitglied des "Asia-Europa Foundation Museum"-Netzwerks (ASEMUS), dem er 2003 bis 2005 vorstand und dessen Mitglied auch seine neue Arbeitsstätte in Wien ist. In dieser Zeit trug er für eine digitale Sammlung von asiatischen Kunstwerken insgesamt mehr als 1.500 Objekte von 67 verschiedenen Museen in Europa und Asien zusammen. 2006 wurde er vom französischen Kulturministerium mit dem Kulturverdienstorden ausgezeichnet. (APA)