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Narzissten streben nach Geld, Macht und Status

Foto: APA/Bernd Settnik

Selbstverliebte Persönlichkeiten haben eine höhere Neigung Unternehmen zu gründen. Hochwertige Businesspläne stammen dagegen eher aus der Feder von Machiavellisten. So lauten einige in einer Aussendung veröffentlichten Ergebnisse einer interdisziplinären Studie von deutschen Wissenschaftern. Die Forscher der Universität Hohenheim, der Hochschule Reutlingen und der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster haben den Einfluss der sogenannten "Dunklen Triade der Persönlichkeit" in der Phase vor der Unternehmensgründung untersucht. Die British Academy of Management (BAM) hat die Studie der Nachwuchswissenschafter im Rahmen ihrer Jahreskonferenz mit dem Best Paper Award ausgezeichnet.

Narzissmus, Machiavellismus und subklinische Psychopathie: Diese Eigenschaften bilden den Studienautoren zufolge die sogenannte "Dunkle Triade der Persönlichkeit". Verbunden werden sie meist mit einer Reihe unbeliebter Merkmale wie Härte, Rücksichtslosigkeit, übersteigertes Selbstbewusstsein oder emotionaler Kälte. Gleichzeitig aber haben sie Merkmale - wie etwa Risikoneigung, Machtstreben und den Drang nach Selbstbestätigung - die man in Führungspositionen oftmals antrifft. Die Studie untersucht wie sich das auf die Gründungseignung und Leistung bei der Erstellung von Businessplänen auswirkt.

"Bisherige Forschungsarbeiten haben sich immer nur mit positiven Charakterzügen beschäftigt", so Beate Cesinger, Mitarbeiterin am Stiftungslehrstuhl für Unternehmensgründungen und Unternehmertum (Entrepreneurship) der Universität Hohenheim. "Die Ergebnisse zeigen: Auf den ersten Blick können negative Persönlichkeitseigenschaften wie Narzissmus und subklinische Psychopathie bei der Überlegung, selbst eine Firma zu gründen, förderlich sein", erklärt Petra Gelléri, die an der Deutschen Hochschule der Polizei forscht.

Nachhaltigkeit fraglich

Narzissten verfolgten wohl eher Geschäftsideen da sie einerseits stärker nach Geld, Macht und Status streben als andere Menschen, und sie andererseits ihr stark übersteigertes Selbstbewusstsein an eigene, scheinbar überragende Fähigkeiten und Erfolg bei der Unternehmung glauben lasse, heißt es in der Aussendung. Problematisch sei das deshalb, weil diese Fähigkeiten in der Realität nicht unbedingt immer vorhanden sind, warnen die Wissenschafter. Vergleiche man die Leistungen von Narzissten und subklinischen Psychopathen etwa bei der Erstellung eines umfassenden Businessplans nämlich mit Machiavellisten, den "manipulativen Machtmenschen", dann schneiden Narzissten signifikant schlechter ab. Während sich Machiavellisten durch eine eher realistische Weltsicht auszeichneten und sich auf ihr Ziel fokussierten, gäben sich Narzissten keine sonderlich große Mühe, denn sie hielten sich ohnehin für die Besten und meinten, im Wettbewerb keine großen Anstrengungen aufbringen zu müssen.

Verfahren zur Diagnostik

Die Untersuchungsergebnisse haben eine ganz konkrete Bedeutung für die Praxis, so die Forscher: "Gerade in der Beratung und Betreuung von Gründungsinteressierten oder bei Investmententscheidungen von Gründungsfinanziers ist es wichtig zu wissen, ob das Gründungsinteresse echtes Interesse oder nur die Ausprägung einer narzisstischen Persönlichkeit ist", sagt Matthias Kramer von der Hochschule Reutlingen.

Aus diesem Grund wird an der Universität Hohenheim gerade ein berufsbezogenes Verfahren zur Diagnostik der Dunklen Triade-Eigenschaften entwickelt: "Das Verfahren soll Organisationen dabei unterstützen, die richtigen Menschen für die Positionen zu identifizieren, bei denen Chancen oder Risiken dunkler Persönlichkeitseigenschaften für den späteren Erfolg eine Rolle spielen", so Dominik Schwarzinger, Mitarbeiter am ehemaligen Lehrstuhl für Psychologie der Universität Hohenheim. (red, derStandard.at)