„Wir haben alle über unsere Verhältnisse gelebt und deshalb müssen wir sparen!" (Angela Merkel, deutsche Bundeskanzlerin) Ist es nicht erstaunlich, dass sowohl den verantwortlichen Politikern als auch den Ton angebenden Wirtschaftswissenschaftlern die volkswirtschaftliche Bedeutung von Geld offensichtlich unbekannt ist? Selbst der rapide wirtschaftliche Absturz Griechenlands scheint nicht gelehrt zu haben, dass undifferenziertes Sparen genau das Gegenteil vom Angezielten bewirkt.

Eigentlich sollte doch klar sein, dass Geld nur dann Wert hat, wenn es dafür etwas zu kaufen gibt. Und kaufen können wir das, was wir täglich brauchen, nur dann, wenn es erarbeitet wurde. Doch weder das massenweise Entlassen von Arbeitskräften, um zu sparen, noch die gegen dieses Sparen protestierenden Streiks lassen Brauchbares erarbeiten.

Geld bedingt produktive Arbeit

Weil anscheinend beim Denken an Geld das Denken aufhört - das ist Folge der Geldgläubigkeit, des „Moneyismus" -, wird vergessen, was Geld seinen Wert gibt: Güter und Dienste, also Leistungen, die für Geld zu kaufen sind. Folglich müsste zu allererst an die Bereitstellung/Erarbeitung von kaufbaren Leistungen gedacht werden und dann an Geld als Mittel zur Bereitstellung von Leistungen. Doch im Vordergrund stehen die Geld-Schulden, die beglichen werden sollen. Sicher, Schulden sollten beglichen werden, aber nicht zu Lasten produktiver Arbeit, die allein den Bedarf an Leistungen zu decken und den Wert des Geldes zu sichern ermöglicht.

Die fälligen Kredite mit wiederum nur geliehenem Geld zu bedienen, hat zwei bedeutsame Folgen: Das Geld steht dem Staat nicht zur Organisation der wirtschaftlichen Kräfte zur Verfügung und die Gläubiger (Pensionskassen, Versicherungen, Banken etc.) wollen und müssen das zurückerhaltene Geld wieder in Finanzwerten anlegen, da sie ja selbst weder Konsum- noch Investitionsgüter produzieren. Also bieten sie das zurückerhaltene Geld am besten - wegen des gestiegenen Risikos zu höheren Zinssätzen - den „Griechen" wieder an ... eine Spirale nach unten! Die Lehre: Undifferenziertes Sparen garantiert den wirtschaftlichen Niedergang. (Leser-Kommentar, Paul Kellermann, derStandard.at, 25.10.2011)