Arbeit von Mona Hakimi-Schueler bei Krinzinger Projekte.

Foto: Angelika Krinzinger, Hilger

Leila Pazooki holte Gedanken zu Ai Weiweis Sonnenblumensamen ein.

Foto: Angelika Krinzinger, Hilger

Wien - Khomeini, Khamenei und Ahmadi-Nejad als Lachnummern in Neon. Der iranische Künstler Hesam Rahmanian (geb. 1980) hat an der "Heiligkeit" der Staatsführung gekratzt und diese in leuchtende - und in ihrer Anzüglichkeit auch provokante - Lächerlichkeit gehüllt. Denn wenn man nur die Silhouette einer im Schneidersitz betenden Person einfängt, gleicht die entstehende Form einem erigierten männlichen Geschlecht. Vereinfacht, in Neon übersetzt und mit Strahlen drumherum, erinnert die Gestalt an die kommerzialisierten Bildikonen von Keith Haring.

Dass Rahmanian die zu "Schwänzen" degradierte Führung auch noch in Form eines dreiteiligen Triptychons, einem religiösen Flügelaltar ähnlich, präsentiert, verstärkt die Provokation. Über die recht naheliegende Assoziation mit der Geste des "Stinkefingers" verbindet sich auch noch ein aggressives Moment mit der Arbeit. Rahmanian, der sonst im Medium Malerei arbeitet (etwa in seiner Bildserie zum "iranischen Frühling"), ist einer von sieben jungen iranischen Künstlern, die bei Krinzinger Projekte vorgestellt werden.

Die Schau How Lucky We Are, Angel At Our Table, God In Our Car negiert den ethnografischen Blick auf den Iran und zeigt neben explizit politischen (etwa von Shirin Fakhim) auch sehr persönliche Arbeiten. Dazu zählen die Videoarbeiten Sepideh Saiis. Saii (geb. 1979) posiert vor Leinwänden mit berühmten Filmszenen, etwa aus der Romanze Dirty Dancing, und schlüpft als Schatten in die Silhouetten der weiblichen Protagonisten, gibt so also filmischen Fantasien eine Körperlichkeit.

Ebenso überzeugt Mona Hakimi-Schueler, die in ihrem installativen Bilderzyklus zur iranischen Zeitgeschichte einen Löwen als allegorische Figur einfügt.

Auch in der Hauptgalerie Krinzinger stößt man auf einen Iraner (Jahrgang 1964). Nader Ahriman, der seit langem in Berlin lebt, komponiert aus antiken Helden und Philosophen surreale Bildwerke. Allerdings erlauben diese dem Betrachter, Vergleiche zur aktuellen Weltlage zu ziehen.

Ebenfalls in Berlin lebt Leila Pazooki, der man bei Hilger Contemporary ein Solo widmet. 1977 im Iran geboren, befragt Pazooki in ihren Arbeiten immer wieder die westliche Kunstgeschichte und lädt dazu ein, die Perspektive der Bildbetrachtung zu ändern.

Für die Arbeiten der Serie The Collection of Modern Art schickte sie Abbildungen berühmter Meisterwerke, von Courbets L'origin du monde bis zu Hirsts diamantbesetztem Skull, an chinesische Kopisten. Allerdings nicht, um sich diese kopieren, sondern beschreiben zu lassen. Diese Texte hat sie neben schwarzen Flächen - Platzhaltern - arrangiert, auf denen das Original in Gedanken wiedererstehen kann. Anregend.  (Anne Katrin Feßler / DER STANDARD, Printausgabe, 27.10.2011)