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Auch viele historische Gebäude, wie der Watawutukasitaram Tempel, wurden von den Wassermassen nicht verschont.

Foto: Sakchai Lalit/AP/dapd

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Amnördlichen Ende des Inlandsflughafens Don Mueang brach ein Schutzwall und überschwemmte ein Parkhaus.

Foto: REUTERS/Damir Sagolj

Bangkok - Die Hochwassersituation in Bangkok spitzt sich immer mehr zu. Der Gouverneur rief alle Einwohner im Sai-Mai-Distrikt im Norden der Stadt dringend zur Flucht auf. Dort war der Wasserstand in zwei Kanälen in kürzester Zeit bis zu 20 Zentimeter gestiegen. Die Wassermassen könnten den ganzen Bezirk unter Wasser setzen, warnte Sukhumbhand Paribatra.

Das Verteidigungsministerium hat 50.000 Soldaten mit 1.000 Booten und 1.000 Lastwagen bereitgestellt, um bei Evakuierungen in der Millionenstadt zu helfen. 100 Schulen wurden zu Notunterkünften erklärt und sollten Platz für 10.000 Menschen bieten, berichtete die Lokalpresse.

Kontaktdaten an Botschaft

Das Österreichische Außenministerium rät deshalb vor "nicht notwendigen Reisen in die unter anderem überfluteten Provinzen, inklusive Bangkok" ab. Auf der Homepage des Ministeriums sind jene von den Überflutungen betroffenen Provinzen aufgelistet, landesweit sind es derzeit insgesamt 26. Einzelreisenden wird empfohlen, ihre Kontaktdaten der Österreichischen Botschaft in Bangkok bekanntzugeben.

Derzeit sind laut dem Ministerium die von Touristen hauptsächlich frequentierten Orte in der thailändischen Hauptstadt Bangkok noch frei zugänglich. Eine Beeinträchtigung des Tourismus in der Innenstadt kann in den folgenden Tagen jedoch nicht ausgeschlossen werden, vor allem falls es zur Schließung weiterer Straßen, öffentlicher Gebäude sowie teilweisen Unterbrechung der Stromzufuhr kommt.

Wasser bis zur Oberkante

Am Fluss Chao Phraya, der direkt an der dicht besiedelten Altstadt vorbeifließt, drohten ebenfalls heftige Überschwemmungen. Die riesigen Wassermengen aus den Hochwassergebieten in Zentralthailand haben die Millionenstadt inzwischen erreicht. Das Wasser stand bis zum Rand der 2,50 Meter hohen Flutbarrieren. Gleichzeitig drückten wegen einer besonders hohen Flut im Golf von Thailand Wassermassen in die Mündung des Flusses und verhinderte den schnellen Ablauf.

Der Leiter des Hydrographischen Instituts der Marine, Nirut Hongprasit, sagte für Samstagabend einen Hochwasserstand von 2,65 Meter für den Fluss Chao Phraya voraus. Somit würden die 13 flussnahen Bezirke mit Zehntausenden Einwohnern weitgehend überschwemmt werden.

Alle 50 Bezirke Bangkoks sind nach Angaben der Behörden jetzt von Überschwemmungen bedroht, auch Innenstadtbereiche, die unbedingt geschützt werden sollten. Der befürchtete Wasserstand variiert aber je nach Lage und kann zwischen zehn Zentimetern und 1,50 Metern betragen, sagte Thongthong Chandrangs, Sprecher des Krisenzentrums Froc. Das Wasser könne zwei bis vier Wochen in den Straßen stehen.

Damm bei Inlandsflughafen gebrochen

Regierungschefin Yingluck Shinawatra sprach am Donnerstag von einer kritischen Lage. "Das ist eine Krise", erklärte Regierungschefin mit Tränen in den Augen. "Wenn wir versuchen, dieser Masse an Wasser zu widerstehen, dann wird das ein Kampf gegen die Natur, den wir nicht gewinnen können." Die einzige Chance sei es, das Hochwasser durch Bangkok fließen zu lassen und zu hoffen, dass die Vorsichtsmaßnahmen reichen.

An der Rampe der Mautstraße zum Inlandsflughafen Don Mueang stieg der Wasserpegel auf 50 Zentimeter, berichteten Lokalreporter. Nach Angaben der "Bangkok Post" brach ein Schutzwall am nördlichen Ende des Flughafens und überschwemmte das Parkhaus. Dort haben Hunderte Menschen ihre Autos geparkt, in der Hoffnung, dass sie dort vor den Überschwemmungen sicher seien. Der Flugbetrieb war bereits am Dienstag eingestellt worden, weil Wasser über das Vorfeld und in die Abfertigungshallen schwappte. Laut thailändischer Tourismusbehörde würden die Inlandsflüge für die Dauer der Sperre über den internationalen Flughafen Suvarnabhumi abgewickelt werden. Dieser ist nach wie vor für den Flugverkehr geöffnet.

Tausende flüchten

Zehntausende Menschen verließen die Stadt. An den Busbahnhöfen herrschte Hochbetrieb .Einheimische und Touristen suchten verzweifelt nach einer Möglichkeit, die Stadt zu verlassen. "Ich habe in den Nachrichten gesehen, dass das Wasser näher kommt", sagte der Kanadier Claude Kerrignan. "Vielleicht kommt es ja nicht durch, aber darauf will ich nicht setzen", fügte der 72-Jährige hinzu. "Rings um mein Haus haben die Menschen Sandsäcke über einen Meter hoch aufgetürmt. Aber wenn es stimmt, was sie sagen, wird das Wasser höher sein." Auf den Ausfallstraßen lief der Verkehr zäh, aber flüssig, berichteten Autofahrer.

Die Regierung erklärte angesichts der Hochwasserlage die Tage von Donnerstag bis Montag für arbeitsfrei. Etliche Firmen blieben geschlossen. Viele Einwohner haben sich für das lange Wochenende nach Pattaya zurückgezogen, die Hotels sind praktisch ausgebucht. Auf den hoch gelegenen Ausfallstraßen war der Verkehr behindert, weil etliche dort Menschen ihre Wagen auf dem Seitenstreifen geparkt haben.

Im Golf von Thailand wird bedingt durch die Planetenkonstellation zum Wochenende ein besonders hoher Wasserstand bei Flut erwartet. Das drückt in der Regel Wasser aus dem Meer in die Mündung des Chao Phraya. Die Mündung ist nur 35 Kilometer Luftlinie von Bangkok entfernt. (APA, red)