Als Intendantin eines öffentlich subventionierten Schauspielhauses Graz, werde ich mir nicht anmaßen, für die gesamte Kulturszene zu sprechen, also auch nicht über DIE Kulturpolitik in Österreich. Trotzdem ist das Bild auf die Kulturpolitik dieses Landes nicht komplett, wenn sie nur aus dem Blickwinkel der IG Kultur gesehen wird, wie es aus dem Artikel "Stillstand - Kulturpolitik im Nirgendwo", erschienen am 24.10. 2011 auf derStandard.at heraus scheint.

Ich persönlich möchte Ministerin Schmied nicht als "oberste Künstlerin der Nation" sehen, die uns ihre Vorstellungen von Kunst und Kultur, möglichst noch verbunden mit dem Steuerungsinstrument Förderung oder Nicht-Förderung, "anempfiehlt". Ich fühle mich wohl mit der Rolle, dass das Ministerium den finanziellen und organisatorischen Rahmen bereitstellt, der es uns Kulturschaffende erlaubt, exzellent zu sein.

Wenn das auch in den nächsten Jahren gelingen sollte, trotz massiver Budgetkürzungen in fast allen Ressorts, verdient dies meinen Respekt. Auch ich bin unglücklich mit den ständig wechselnden Ansprechpartnern in der Kultur, hier in Graz. Es wird demnächst der fünfte Kulturstadtrat sein, mit dem ich in den letzten 3 Jahren zu tun gehabt haben werde. Bei meinen Ansprechpartnern in dem Ministerium hat es dagegen seit dem Amtsantritt von Ministerin Schmied 2008 keinen Wechsel gegeben.

Auflistung der Erfolgsprojekte

In einem längeren Kommentar auf der Webseite der IG Kultur (vom 28.7.2011) hat die Ministerin als Replik auf eine dort erschienene Artikelserie die ihr wichtig erscheinenden Erfolge und Projekte ihrer bisherigen Politik aufgelistet. Ob diese Bilanz als erfolgreich oder nicht angesehen werden kann, wird wohl erst in ein paar Jahren zu entscheiden sein, da viele kulturpolitischen Projekte Zeit benötigen, um wirksam werden zu können.

Innovationen konnten umgesetzt werden

Für uns vom Schauspielhaus Graz ist die langjährige Unterstützung des Ministeriums für unser innovatives Projekt "Schauspiel aktiv!" entscheidend für dessen Gelingen gewesen. Die Bilanz der letzten drei Jahre mit Veranstaltungen für SchülerInnen und PädagogInnen lässt sich sehen: u.a. 454 inszenierungs-vorbereitende Workshops in Schulen, 24 je 4-tägige Paten-Schulpräsentationen, Teilnahme von 57 Schulklassen an zwei Festivals mit eigenen Theaterstücken; siebzehn LehrerInnenfortbildungen. An dem Konzept von "Schauspiel Aktiv!" hat sich die Oper Graz, das Schauspielhaus Salzburg und das Volkstheater Wien orientiert. In diesem Zusammenhang war die Ministerin zwei mal bei uns in Graz. Interessenlosigkeit gegenüber der Kultur sieht anders aus. (Gastkommentar, Anna Badora, derStandard.at, 31.10.2011)