Vom Dreiervorschlag wären noch Uni-Professor Waldemar Jud und Anwalt Bernhard Fink übrig.

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Wien - Die Causa Birnbacher ist für Überraschungen gut. Aus den Plänen der Kärntner Landesholding (KLH; sie hat das Sechs-Millionen-Euro-Honorar für Dietrich Birnbacher bezahlt), den frisch gekürten Richter am Verfassungsgerichtshof, Christoph Herbst, mit einem "Übergutachten" zu betrauen, wurde nichts.

Grund für die Gutachtenflut: Der von der Justiz bestellte Gerichtssachverständige kam zum Schluss, dass die Beratungsleistung des Wirtschaftsprüfers beim Hypo-Verkauf nach Bayern, nur 200.000 Euro wert gewesen sei.

Anwalt und VfGH-Richter Herbst, den der KLH-Aufsichtsrat am Dienstagabend aus einem Dreiervorschlag ausgewählt hatte, hat am Donnerstag, abgesagt. Begründung: Er wolle sich auf seine neue Tätigkeit konzentrieren. Die Befassung Herbsts (war zuletzt Flughafen-Chef und gilt als Vertrauensperson von Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll) mit einem Privatgutachten hätte aber auch keinen schlanken Fuß gemacht. Die Kanzlei Herbst Vavrovsky Kinsky Rechtsanwälte GmbH hat vorübergehend (und nach deren Ausscheiden aus der Hypo) die Ex-Bankchefs Günter Striedinger und Josef Kircher (bzw. deren Gesellschaften) zivilrechtlich vertreten. Zudem vertritt ein Kanzlei-Partner die Wiener Gesellschaft Börseplatz 1, die der Stiftung von Klarisa Zagorec gehört, der Frau des kroatischen Ex-Vize-Verteidigungsministers Vladimir Zagorec. Er ist in zahlreichen Hypo-Causen verfangen. Laut Kurier hat die Hypo nun fast 60 Millionen Euro an Zagorec' Krediten zurückbekommen.

Wie es nun weitergeht: Übernächste Woche wird der KLH-Aufsichtsrat unter seinem Präsidenten Josef Martinz (Kärntner ÖVP-Chef; ist in der Causa Birnbacher Beschuldigter, weist die Vorwürfe zurück und nimmt an Beratungen zum Thema Birnbacher nicht teil, wie er sagt) den nächsten Privatgutachter bestellen.

Da waren's nur noch zwei

Wer noch auf dem Dreiervorschlag steht: Der Grazer Universitätsprofessor Waldemar Jud (Unternehmens- und Wirtschaftsrecht) sowie Wirtschaftsanwalt Bernhard Fink, Vizepräsident der Kärntner Rechtsanwaltskammer. Der Auftrag, den sie bekämen: Überprüfung der (zahlreichen) bereits vorhandenen Gutachten zum Birnbacher-Honorar sowie die Prüfung etwaiger zivilrechtlicher Rückforderungsansprüche.

In der Recherche-Abteilung der Kärntner Hypo Alpe Adria selbst ("Forensics") kam es unterdessen zu Abgängen, Umbesetzungen und Umstrukturierung. Der bisherige Projektleiter ist mit ein paar Kollegen gegangen, ihm ist Christian Böhler gefolgt. Er war zuvor in der Wirtschaftsgruppe des Landeskriminalamts Steiermark tätig und Mitglied der CSI Hypo. (Renate Graber, DER STANDARD, Printausgabe, 28.10.2011)