Bild nicht mehr verfügbar.

Auf der Suche nach Gemeinsamkeiten werden so manche Gemeinden fündig. Es gibt bereits erste länderübergreifende Kooperationen.

Foto: dapd/preiss

Ennsdorf/Pregarten - Das Sparpotenzial scheint enorm: 100 Millionen Euro könnten in Österreich pro Jahr eingespart werden, wenn Gemeinden mehr zusammenarbeiten würden, erhob die Johannes Kepler Universität Linz. Mit dem neuen Gemeindekooperationsgesetz ist das seit 1. Oktober auch möglich. Erstmals können jetzt Gemeinden über Bezirks- und Ländergrenzen hinweg Verbände eingehen. Das niederösterreichische Ennsdorf sucht Kooperationen gleich mit mehreren oberösterreichischen Gemeinden. Jene mit Enns wurde diesen Monat offiziell - inoffiziell gibt es diese bundesländerübergreifende Partnerschaft seit Jahrzehnten.

"Bei uns hat die Ländergrenze noch nie eine Rolle gespielt", sagt der Ennsdorfer Bürgermeister Alfred Buchberger (SPÖ). So sei die Pfarre Sankt Marien in Enns auch für die Ennsdorfer zuständig. Weiters gibt es einen gemeinsamen Friedhof. "Unsere Hauptschule ist ebenso in Enns", zählt Buchberger weiter auf. Und beide Orte haben eine gemeinsame Stadtkapelle.

"Wir haben vor allem im kulturellen und sportlichen Bereich Schnittstellen", pflichtet der Ennser Bürgermeister Stefan Karlinger (SPÖ) seinem Amtskollegen bei. Mit der von beiden Gemeinderäten beschlossenen Partnerschaft soll die Zusammenarbeit "intensiviert und erweitert" werden. Deshalb wurden Arbeitsgruppen gebildet, die bis zum Frühjahr 2012 weitere Kooperationen zwischen den vom Fluss Enns getrennten Orten ausfindig machen sollen.

An eine mögliche länderübergreifende Zusammenarbeit im Verwaltungsbereich glaubt Buchberger hingegen nicht. Auch Karlinger sieht keine allzu großen Gemeinsamkeiten auf Verwaltungsebene zwischen dem 11.000-Einwohnerort Enns und der 2900 Einwohnergemeinde Ennsdorf.

In diesem Bereich sucht Ennsdorf gemeinsam mit dem niederösterreichischen Nachbarsort Ernsthofen die Nähe zu den oberösterreichischen Kommunen Kronstorf, Hargelsberg, Wolfern und Dietach. Bis Ende des Jahres lassen die Gemeinden Vergleichsdaten erheben. Nach dem Datenabgleich soll als Nächstes angeschaut werden, ob und wie die Mitarbeiter der einzelnen Gemeinden auf einer gemeinsamen Verwaltungsebene zusammenpassen.

Im Mühlviertel träumt man hingegen seit geraumer Zeit sogar vom Tag der Einheit. Anton Scheuwimmer, Bürgermeister der 5000-Einwohner-Stadt Pregarten, schwebt nämlich eine neue "Großstadt" vor. Das ÖVP-Gemeindeoberhaupt will Wartberg, Hagenberg und Pregarten fusionieren. Die drei Gemeinden liegen in einem Umkreis von zwei Kilometern. Eine kommunale Nähe, die der Bürgermeister Scheuwimmer nicht weiter ungenutzt lassen will. Motto: Aus drei mach eins - eine große Stadt, ein neuer Name (Stadt Aist), künftig drei Stadtteile Pregarten, Hagenberg, Wartberg.

Geteilte Meinungen

Keine drei Bürgermeister mehr, auch keine 81 Gemeinderäte. Und nicht mehr drei Amtsleiter, drei Bauhöfe und 19 Ausschüsse in den Gemeinden mit rund 130 Personen. Während man in Wartberg Interesse bekundete, lehnte man in Hagenberg bislang dankend ab. Zumindest von politischer Seite.

Was die Hagenberger zu einer Mühlviertler Großstadt sagen, will der Gemeinderat mittels einer Bürgerbefragung am 27. November herausfinden "So etwas kann nicht die Politik allein entscheiden, da ist der Bürger gefragt. Das Thema wurde von außen an uns herangetragen, es stand auf unserer Prioritätenliste daher nicht ganz oben. Jetzt wollen wir wissen, was die Hagenberger wollen - und sollte es für die Menschen wichtig sein, steht die Stadt Aist künftig auf unserer Prioritätenliste ganz oben", kündigt Hagenbergs Bürgermeisterin Kathrin Kühtreiber (ÖVP) an. (Kerstin Scheller, Markus Rohrhofer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.10.2011)