In seinem Romandebüt Frost (1963) hatte Thomas Bernhard die Grundbegriffe seines Schreibens schon beisammen: Natur, Verlassenheit, Kälte, Ekel. In Frost ist es das von Bernhard perfektionierte Genre der Künstlerbeobachtung, über das sich die "Hässlichkeit" einer Landschaft und die zu ihr gehörenden Menschen erschließen: Ein Medizinstudent wird beauftragt, den seit Jahren in einer alpenländischen Gegend lebenden Kunstmaler G. Strauch zu observieren.
Sabine Mitterecker hat aus dem 334 Seiten starken Roman vor zwei Jahren eine Bühnenfassung erstellt und dafür den Nestroy-Preis für die beste Off-Produktion erhalten. Mit dem von ihr gegründeten Verein Theaterpunkt hat die Regisseurin den aus Stimme (Student) und Gegenstimme (Kunstmaler) gebauten Roman auf eine eineinhalbstündige Sprechpartitur verschlankt (Musik: Wolfgang Musil). Andreas Patton schmetterte sie bei der Uraufführung im Museum moderner Kunst in Wien 2009 im bodenlangen, cremefarbenen Wollmantel durch die Liftschluchten des Foyers. Im Fokus: der Künstler und sein Scheitern.
In Zusammenarbeit mit dem Tiroler Landesmuseum ist es nun möglich geworden, die Produktion an zwei Abenden im Tirol-Panorama zu zeigen, ausgedehnt auf Gangschluchten und Rolltreppen des Hauses. Danach geht's weiter nach Hamburg. (afze/ DER STANDARD, Printausgabe, 28.10.2011)