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Fellner: "Ich glaube, dass eine transparente Vergabe der Inserate in Zukunft sogar den drei reichweitenstarken Medien Zuwächse bringen wird."

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Der Herausgeber der Tageszeitung "Österreich", Wolfgang Fellner, kann die Debatte um die Vergabe von Regierungsinseraten nicht nachvollziehen. "Da wird von einigen in der Branche ganz bewusst die Werbebranche kaputt gemacht", sagte er im Interview mit der Branchenzeitschrift "Horizont". "Prinzipiell halte ich dieses Herumjammern um Inserate in Konkurrenz-Zeitungen für lächerlich. Die Werbebranche ist da zu Recht verärgert und fordert ein Ende dieser schädlichen Diskussion."

Mit Verlusten im Zuge der geplanten Gesetzgebung für Transparenz bei den Vergaben von Inseraten durch Regierung und staatsnahe Unternehmen rechnet Fellner nicht, wie er sagte. "Ich glaube, dass eine transparente Vergabe der Inserate in Zukunft sogar den drei reichweitenstarken Medien Zuwächse bringen wird." Der parlamentarische Untersuchungsausschuss, der sich unter anderem mit der öffentlichen Inseratenvergabe unter SP-geführten Ministerien beschäftigt, werde außerdem zeigen, "wie absurd einseitig etwa die Inseratenvergabe bei einigen ÖVP-geführten Ministerien war", zeigte sich Fellner überzeugt.

Kritik an Presseförderung

Bei "Österreich" sei bei weitem nicht so viel inseriert worden "wie bei der Familie Dichand" (gemeint sind "Kronen Zeitung" und "Heute", Anm.). Außerdem attackiert Fellner erneut die Presseförderung: "Wenn man staatliche Inserate hinterfragt, dann sollte man bitte vor allem einmal die völlig absurde Zeitungsförderung hinterfragen."

Auch der Geschäftsführer der Mediengruppe Österreich, Oliver Voigt, glaubt nicht, dass die Diskussion um die Medientransparenz Zeitungen wie "Österreich" schaden werde. "Uns als reichweitenstarkes Medium wird dieses Gesetz viel weniger treffen als die vielen kleineren Publikationen", sagte er. Die "ohne Not" geführte Diskussion werde außerdem Arbeitsplätze kosten, argumentierte er im "Horizont".

Zahlreiche Verleger hatten in den vergangenen Monaten die Vergabepraxis von öffentlichen Inseraten kritisiert. Laut Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) wurden im Jahr 2010 um die 100 Millionen Euro von Regierungsstellen, Ministerien, Staatsbetrieben und öffentlichen Institutionen für Werbung in Printmedien ausgegeben - "zumeist freihändig und zum Teil ohne zielgruppenspezifische Überlegungen", so die Verlegerkritik. Die mangelnde Transparenz dieser Geldflüsse an der Schnittstelle zwischen Politik und Medien stelle wesentliche Grundwerte der freien Presse infrage.

Laut der Agentur Media Focus Research profitieren vor allem "Heute", "Österreich" sowie die "Kronen Zeitung" in besonderem Maße von den Werbeumsätzen der politischen Parteien, öffentlichen Institutionen und politnahen Unternehmen.  (APA)