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Der Attentäter wurde am Oberschenkel verletzt.

Foto: REUTERS/Danilo Krstanovic

Belgrad/Sarajevo - Der serbische Polizeidirektor Milorad Veljovic hat nach dem Anschlag auf die US-Botschaft in Sarajevo vom Freitag die Festnahme von 17 Personen im Sandschak, der Region im Südwesten Serbiens, bestätigt. Einer der Festgenommenen stammt laut Veljovic aus Bosnien. Gegenüber der bosnischen Presseagentur SRNA sagte er, dass er nicht überrascht wäre, sollte es sich herausstellen, dass die festgenommenen Personen in Serbien eine ähnliche Aktion vorbereitet hätten wie in Sarajevo.

Alle festgenommenen Personen stünden in bestimmter Weise mit dem Attentäter von Sarajevo in Verbindung, präzisierte Veljovic. Die Identität der Festgenommenen konnte er nicht angeben. Nach seinen Angaben wurden in der heutigen Polizeiaktion im Sandschak von der Polizei 18 Computer und Laptops, 20 Handys, mehr als 1.800 CDs, diverse Literatur, etwa 30 Tonbänder, rund 50 SMS-Karten, fünf Tarnanzüge, eine Kamera, drei größere Messer, eine Säbel und anderes mehr sichergestellt.

Der Chef einer der zwei führendsten bosnischen Parteien, Zlatko Lagumdzija, forderte am Samstag alle Parteien im Lande auf, sich im Ringen gegen eine jede Form des Terrorismus zu vereinigen. Bei einem heutigen Sonderparteitag seiner Sozialdemokratischen Partei (SDP) bezeichnete Lagumdzija den gestrigen Angriff in Sarajevo als einen "Schuss in die Werte", für welche seine Partei stehe.

Eine Polizeisprecherin in Sarajevo bestätigte unterdessen, dass der Attentäter, Mevludin Jasarevic, von dem es zunächst hieß, dass er beim Anschlag ums Leben gekommen sei, nur mit einer leichten Wunde am Oberschenkel davon gekommen ist. Bei dem Angriff wurden zwei Wächter der US-Botschaft verwundet, einer von ihnen schwer. Der Attentäter ist der serbischen Polizei von früher bekannt. Als kürzlich die US-Botschafterin in Serbien Novi Pazar besucht hatte, wurde der Attentäter festgenommen, nachdem bei ihm ein Messer sichergestellt worden war, berichtete Medien in Belgrad. Jasarevic, bei dem am Freitagabend auch zwei Handgranaten sichergestellt wurden, war 2005 wegen eines Raubüberfalles in Wien festgenommen und nach dreijähriger Haftstrafe nach Serbien abgeschoben worden.

Angebliche Kontakte nach Österreich

Der 23-jährige Mann, der am Freitagnachmittag einen Anschlag auf die US-Botschaft in Sarajevo verübt hat, soll seine ersten Kontakte zu radikalen Islamisten in Österreich geknüpft haben. Das erklärte eine im serbischen Novi Pazar lebende Tante des Attentäters gegenüber der bosnischen Tageszeitung "Dnevni avaz" am Samstag. Ihr Neffe, dessen Eltern geschieden seien, sei bei ihr aufgewachsen, bevor er mit der Mutter nach Österreich gegangen sei.

Sie bestätigte die Medienberichte, dass der junge Mann wegen eines Raubüberfalls 2005 in Wien zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt worden war. Danach war er nach Serbien abgeschoben worden. Vor zwei Jahren hatte der Attentäter nach Angaben der Tante geheiratet und war nach Bosnien umgezogen. Er hat einen zweijährigen Sohn. Die Tante, die ihn zuletzt vor zwei Monaten gesehen haben will, als er zu Besuch in Novi Pazar war, konnte seinen bosnischen Wohnort der Tageszeitung gegenüber nicht angeben.

Unter Berufung auf ein Polizei-Dossier über den Attentäter berichtete der bosnische TV-Sender RTF, dass der 23-jährige Mann seit dem Vorjahr an mehreren Treffen radikaler Islamisten in der Ortschaft Cande bei Brcko teilgenommen habe. Den Begegnungen sollten demnach weitere dreizehn Personen beigewohnt haben. Viele von ihnen kamen aus dem Sandschak, der Region Südwestserbiens, wo die meisten in Serbien ansässigen Muslime leben, je einer aus Österreich, Deutschland und der Schweiz. Bei den letzten drei ging es dem Namen nach um Bosniaken (Muslime).

Der Attentäter selbst hat laut der Tageszeitung der bosnischen Polizei gegenüber erklärt, dass er im Februar in der Ortschaft Gornja Maoca bei Brcko, der bekanntesten Siedlung radikaler Islamisten in Bosnien, gelebt habe. Danach sei er nach Novi Pazar zurückgekehrt, um den Islam zu verbreiten, soll er erklärt haben.

In Belgrad sind unterdessen die Sicherheitsmaßnahmen um die westlichen Botschaften, allen voran die US-Vertretung, erhöht worden.

Bosnien-Beauftragter Inzko geschockt

Der internationale Bosnien-Beauftragte, der österreichische Diplomat Valentin Inzko, zeigte sich über den Anschlag auf die US-Botschaft in Sarajevo geschockt. Vom Büro des Bosnien-Beauftragten würden die Bemühungen der Ermittler, alle Details des Anschlages aufzuklären, unterstützt, damit die volle Wahrheit über die Täter und den eventuellen Hauptorganisator an den Tag komme, wurde Inzko auf dem Internetportal der Tageszeitung "Nezavisne novine" am Samstag zitiert. (APA)