Tel Aviv/Gaza - Trotz einer angeblichen Waffenruhe haben militante Palästinenser im Gazastreifen in der Nacht auf Sonntag die Raketenangriffe auf Israel fortgesetzt. Eine israelische Armeesprecherin teilte mit, seit Mitternacht seien zehn weitere Geschoße auf Israel abgefeuert worden. Zwei davon seien von einem Raketenabwehrsystem abgefangen worden. Die israelische Luftwaffe habe als Reaktion auf die andauernden Angriffe sechs Ziele im Gazastreifen bombardiert. Ein 56-jähriger Israeli war am Samstag bei einem Angriff mit einer Grad-Rakete russischen Typs in Ashkelon tödlich verletzt worden.

Die palästinensischen Raketenangriffe hatten sich nach einem Angriff der israelischen Luftwaffe auf ein Trainingslager der Al-Quds-Brigaden, dem bewaffneten Arm der militanten Organisation Islamischer Jihad, am Samstag deutlich verstärkt. Dabei wurden nach neusten Angaben neun Kämpfer getötet. Die Palästinenser kündigten am frühen Sonntagmorgen die Rückkehr zum Waffenstillstand an. Aus Kreisen der im Gazastreifen regierenden radikal-islamischen Hamas und des Islamischen Jihads hieß es, man wolle die Waffen ab 06.00 Uhr Ortszeit (05.00 Uhr MEZ) ruhen lassen.

Einem Palästinenser zufolge, der anonym bleiben wollte, kam die Vereinbarung durch ägyptische Vermittler zustande. Vertreter des ägyptischen Geheimdienstes hätten sich um den Waffenstillstand bemüht.

Israel erhöhte angesichts des Beschusses sein Alarmniveau auf die zweithöchste Stufe. Nach Angaben von Medizinern und Polizei wurden vier Menschen in Israel durch die neuen Angriffe verletzt. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu erklärte, die "harte Reaktion der Armee wird, wenn nötig, noch härter sein". In zahlreichen israelischen Städten wurde angeordnet, dass die Schulen am Sonntag, dem ersten Arbeitstag der jüdischen Woche, geschlossen bleiben. Bei einem der Raketenangriffe war eine Schule getroffen worden, die zu dem Zeitpunkt leer war. (APA)