Diese Mutter und ihr kleiner Sohn haben sich die türkische Nationalflagge auf den Rücken geheftet. Wer diese Demonstration veranstaltet, weiß die junge Mutter nicht so genau. Sie und ihr Mann haben über Facebook davon gehört. "Es sind Studenten, die das organisieren", erzählt der Ehemann.

Foto: Toumaj Khakpour

Auch diese jungen Frauenhaben eine überdimensionale Fahne mitgebracht. Sie sind heute hier, "weil das unser Land ist." Obwohl sie hier geboren sind, fühlen sich mehr der Türkei zugehörig. Ihre Eltern stammen aus den türkischen Provinzen Samsun und Trabzon, die zur Schwarzmeerregion gehören.

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Die jungen Männer sind auch mit türkischen Nationalflaggen ausgestattet. Auf einer Fahne ist das Konterfei von Atatürk, dem Gründer der türkischen Republik, zu sehen. Während hier n ein Sichelmond zu sehen ist...

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...symbolisieren die drei Sichelmonde zusammen mit dem Wolf auf dieser Fahne die "Grauen Wölfe", eine besonders radikale Teilorganisation der nationalistischen türkischen MHP-Partei. Während die "Grauen Wölfe", die sich gerne selbst als ülkücü (Idealisten) bezeichnen, den Panturkismus bzw. Panturanismus als Idealzustand ansehen, bei dem alle Turkvölker vom Balkan bis hin zu Zentralasien und China vereint sind...

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...strebt diese Frau nach dem Panislamismus. Ayşe F. träumt von einer "türkisch-islamischen Vereinigung". Erst durch diese werde es Frieden, Liebe und Gewaltlosigkeit auf der Welt geben. Wie auf der Karte zu sehen ist, wünscht sie sich eine Expansion wie zu Osmanischen Zeiten. Die "Türk-Islam Birliği" kann wohl am ehesten als kreationistische Sekte bezeichnet werden, die von Harun Yahya geführt wird. Der heißt eigentlich Adnan Oktar, hat zahlreiche Bücher gegen den Darwinismus verfasst und wurde in der Türkei wegen der "Bildung einer kriminellen Organisation" zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt, die mittlerweile aber wieder aufgehoben ist. Für Ayşe F. ist der Darwinismus neben der PKK ein besonders großes Übel.

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Da gerät der eigentliche Demonstrationszweck, der Trauermarsch zum Andenken an die gefallenen Soldaten etwas aus dem Blickwinkel. Auf diesem Plakat ist "Wir weinen um unsere Gefallenen" zu lesen. Vor allem sehr viel Wut ist zu spüren und zu hören.

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"Der größte Soldat ist der türkische Soldat" und "Die Gefallenen sterben nicht, unser Land wird nicht geteilt" wird lautstark gerufen. Auch Atatürks Leitsatz: "Wie glücklich ist derjenige, der 'Ich bin Türke' sagt - Ne Mutlu Türküm Diyene" kommt zum Einsatz.

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Öfter als der Ruf nach Atatürk wird "Allahu ekber" gerufen. Das bedeutet "Gott ist groß" und ist eigentlich ein islamischer Gebetsruf. Ob und welchen politisch-islamischen Hintergrund die Veranstalter haben, ist nicht ganz klar, weil es sich um Privatpersonen handelt.

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Hier ist ein Atatürk-Fan zu sehen.

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Unter der überdimensionalen türkischen Flagge verschwindet so manche/r Demonstrant/in.

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Auch die Polizei marschiert mit, dienstlich natürlich.

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Passanten rätseln, was hier eigentlich vor sich geht. Denn es wird nicht auf Deutsch demonstriert.

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Ein deutschsprachiges Plakat ist dann aber doch entdeckt worden. Brot geben die Türken her, Land nicht, ist zu lesen.

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Die grüne Flagge mit arabischen Schriftzeichen erinnert an anti-israelische Gaza-Proteste, ob der Herr sich auf die falsche Demo verirrt hat oder an die Erstürmung der "Mavi Marmara"-Flotte durch israelische Sicherheitskräfte erinnern wollte? Wie auch immer, etwas fehl am Platz wirkt sie schon. Es war aber nicht die einzige grüne Flagge in arabischer Schrift. Fehl am Platz waren auch die (hier im Hintergrund) jungen Demonstranten, die in ein Döner-Lokal eingedrungen sind und Tische umschmissen, weil der kurdische Besitzer als provozierender PKK-Freund angesehen wurde.

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Diese randalierende Gruppe machte aber einen kleinen Teil der Demonstranten aus. Es gab auch kurdenfreundliche Sprüche. "Türken, Kurden sind Brüder, PKK die Verräter". Dennoch haben sich einige hundert gewaltbereite Anhänger der Anti- und Pro-PKK-Fraktion im 15. Wiener Gemeindebezirk bis in den Abend hinein Tumulte geliefert.

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