Nicht lange fackeln, Rübe ab: Sean Bean mit dem vermutlich längsten Schwert der Film- und Fernsehgeschichte in der HBO-Fantasysaga "Game of Thrones".

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Wien - Das Ganze wirkt so, als ob man ein Shakespeare-Drama mit "Herr der Ringe" vermischt und ein wenig Hotelzimmerbezahlfilm für alleinstehende Herren untermischt, nicht ohne auf ein wenig Grusel aus Zombiefilm und Kannibalismus zu verzichten.

Die HBO-Serie "Game of Thrones" (ab Mittwoch beim Abosender TNT Serie im Angebot von Sky) könnte man als mittelalterliche Version eines allumfassenden Ränkespiels bezeichnen, in dem zwischen Arbeits- und Berufsleben kein Unterschied gemacht wird. Kunststück, im Kampf um die Macht setzen diverse Clans in einem Fantasieland in einer Fantasiezeit nicht nur ihr eigenes Leben als Stammkapital ein, um die Macht zu erlangen oder zu sichern. Die eigene Familie muss ebenfalls als Pfand herhalten. Im Zweifel: Rübe ab!

"Game of Thrones" basiert auf der Fantasy-Weltbestseller-Reihe "Das Lied von Eis und Feuer" des US-Autors George R. R. Martin, der zum Üben diverser Gruseltechniken in den 1990er-Jahren die TV-Serie "Die Schöne und das Biest" schrieb und gestaltete.

Auf sie mit Gebrüll

Produziert und fürs Fernsehen adaptiert wurde "Game of Thrones" von D. B. Weiss und vor allem David Benioff. Letzterer gilt in Hollywood als jüngere Drehbuchgröße, der seinen Ruf vor allem auch eigenen großartigen Romanen wie "Stadt der Diebe" oder "25 Stunden" verdankt. Man kann eine Fantasyschmonzette klassischer Prägung natürlich nicht besser machen, als es der Stoff zulässt. Neben Sex und Crime, dem Zauber der Montur, jeder Menge Pferde und zweitklassigem Shakespeare-Geknattere erstklassig besetzter Schauspieler sowie "Brust raus" und "Auf sie mit Gebrüll" ist es vor allem der kleine Bruch des Erwartbaren, der "Game of Thrones" interessant macht. Praktisch alle in der Saga auftauchenden männlichen und weiblichen Blondinen stammen aus dem Süden und sind von allergrößter Niedertracht erfüllt. Es wird mindestens Geschwisterliebe, auf jeden Fall aber Hass auf die dunkelhaarigen Stämme aus dem Norden praktiziert. Der dort oben herrschende Lord Eddard Stark, verkörpert von Sean Bean, Boromir aus "Herr der Ringe", hat Mühe, seine Sippe davor zu bewahren, in der Blutsuppe unterzugehen.

Mehr als sieben Millionen Euro kostete eine Folge der ersten Staffel der zehnteiligen Saga. Sie war in den USA so erfolgreich, dass Staffel zwei gerade produziert wird. Verkauft wurde "Game of Thrones" in bisher über 80 Länder. Ein Königreich für ein Schwert. (Christian Schachinger/DER STANDARD; Printausgabe, 2.11.2011)