Klagenfurt - Trotz jahrelanger Diskussionen und einer gesetzlichen Positivdiskriminierung gibt es in Kärnten noch immer keine einzige Gynäkologin mit Kassenvertrag - dafür 64 männliche Kollegen, von denen 29 Kassenärzte sind. Demgegenüber stehen 31 Gynäkologinnen, die allerdings alle als Wahlärztinnen tätig sind.

Die Ursache für dieses Ungleichgewicht liegt in der Ausbildung: "Erst 1989 gab es die erste Gynäkologin in Kärnten", sagt Frauenlandesrätin Beate Prettner (SPÖ). Seit 2010 gilt zwar die von Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) geänderte Verordnung zur Reihung von Kassenärzten, durch die weibliche Anwärter für eine Kassenstelle automatisch zehn Prozent mehr als die zu erreichende Gesamtpunkteanzahl bekommen. Begründet wurde diese Verordnung damit, dass aufgrund des gleichen Geschlechts von Ärztin und Patientin eine besondere Vertrauenswürdigkeit bestehe. Das ging der Kärntner Ärztekammer zu weit: Sie wollte diese Bestimmung durch den Verfassungsgerichtshof aufheben lassen, der wies die Beschwerde jedoch zurück - der Standard berichtete.

Die Verordnung gilt also nach wie vor - doch damit sie zur Anwendung kommt, müsste erst einmal ein männlicher Kollege in Pension gehen und damit eine Kassenstelle freimachen - und das war bisher noch nicht der Fall.

Zweimal abgelehnt

In den vergangenen Jahren haben bereits zwei Gynäkologinnen die Möglichkeit für einen Kassenvertrag gehabt, lehnten aber ab. Wer einmal eine gut gehende Praxis als Wahlärztin hat, dem fehlt offenbar die Motivation, eine nicht so gut dotierte Kassenstelle anzunehmen. "Die Frauen haben meistens schon Familie und Kinder und entscheiden sich dann gegen eine Kassenstelle", sagt Karin Quantschnigg, Gynäkologin und Leiterin des Ärztinnenreferats der Ärztekammer.

In die gleiche Kerbe schlägt Prettner: "Die Verordnung kann ja nicht wirken, wenn die Frauen ablehnen." Zurzeit gebe es die "halbe Lösung" der Dauervertretung: Gynäkologinnen können in der Praxis eines Kassenkollegen für zumindest einen Tag in der Woche ordinieren - eine Möglichkeit, die allerdings nur von zwei Frauenärztinnen angenommen wird.

"Ich kann nur alle Gynäkologinnen dazu motivieren, eine Kassenstelle anzutreten", sagt Prettner. Viele Patientinnen wünschten sich eine Frau als Gynäkologin, können sich eine Privatpraxis aber nicht leisten. Es werde wohl noch länger dauern, bis es zu einer dauerhaften Lösung kommt, so Prettner. (Jutta Kalian, DER STANDARD, Printausgabe, 2.11.2011)