Zagreb - Kroatiens erster Innenminister nach der Unabhängigkeit, der 89-jährige Josip Boljkovac, ist am Mittwoch in dem Ort Karlovac festgenommen worden. Ihm werden Kriegsverbrechen im Jahr 1945 vorgeworfen. So soll er für die Liquidierung von Kriegsgefangenen aus dem Lager Dubovac bei Karlovac verantwortlich sein, wo erst vor kurzem Opfer exhumiert worden waren. Laut dem Anwalt von Boljakovac, Anto Nobilo, sind die genauen Vorwürfe gegen ihn nicht bekannt.

Das kroatische Innenministerium hatte im Sommer ein verschärftes Vorgehen bei der Aufklärung von Verbrechen der kommunistischen Ära angekündigt. Innenminister Tomislav Karamarko von der angeschlagenen Regierungspartei HDZ hatte dabei für Verwunderung gesorgt als er sagte, er wolle nicht Anti-Faschist, sondern Anti-Totalitarist genannt werden.

Ermittlungen gegen Boljkovac und den Mitbegründer der kroatischen Regierungspartei HDZ, Josip Manolic, sowie den ehemaligen Partisanenkämpfer und Volksheld Rade Bulat laufen allerdings schon seit Jahren. Sie sollen als Funktionäre von Titos Geheimpolizei OZNA (Organ für Volksschutz) für Massenliquidierungen verantwortlich gewesen sein.

Boljkovac hatte Medien gegenüber gesagt, dass er nichts gegen Ermittlungen gegen ihn habe. Er frage sich aber, warum nicht schon vor 70 Jahren gegen ihn ermittelt worden sei. „Ich war nie in irgendeinem Lager, weder als Kommandant noch als Funktionär. Ich kennen Namen von denen, die in diesem Lager (Dubovac, Anm.) waren, zwei meiner Verwandten wurden dort ermordet. Ich war nur an der Pforte, um nach ihnen zu fragen“, sagte Boljkovac im August dem Sender Nova TV. „Ich habe niemanden umgebracht, ich wüsste nicht, warum man einen Prozess gegen mich beginnen sollte“, so Boljkovac.

Seine Verhaftung sei ein politischer Akt, sagte der Ex-Politiker. Der Innenminister würde vor den Parlamentswahlen gegen ihn vorgehen, weil er die Opposition unterstütze. Die Vorwürfe gegen Boljkovac waren auch Ex-Präsident Stjepan Mesic öffentlich kritisiert worden. Er besuchte Boljkovac im Sommer in seinem Haus in Vukova Gorica, um ihm seine Unterstützung auszusprechen. (APA)