Die Linzer Straßenzeitung "Kupfermuckn" feiert heuer ihr 15-jähriges Bestehen. Zum Jubiläum hat das "market"-Institut eine Leserbefragung durchgeführt, deren Ergebnisse Chefredakteur Heinz Zauner am Mittwoch in einer Pressekonferenz präsentierte. Zwei Drittel der Befragten gaben an, dass sich durch die Lektüre ihre Einstellung zu sozialen Randgruppen verbessert habe.

"Armut wird in der Bevölkerung nicht mehr als Randgruppenproblem gesehen. Laut Umfrage befürchtet ein Drittel der Leser, selbst in eine ähnliche Situation kommen zu können wie die Straßenverkäufer", so Zauner. 79 Prozent der Teilnehmer äußerten die Ansicht, die "Kupfermuckn" biete "eine unabhängige, authentische Berichterstattung". Die wesentlichen Kaufmotive sind, "dass die Betroffenen selber in der Zeitung zu Wort kommen" (70 Prozent) und "dass Obdachlose eine sinnvolle Beschäftigung haben" (64 Prozent). Den unverfälschten Einblick in das Leben von sozial benachteiligten Menschen schätzen 52 Prozent.

Verkäufer schnitten bei der Umfrage gut ab

Die Verkäufer der Straßenzeitung schnitten bei der Umfrage ebenfalls recht gut ab: 94 Prozent bezeichneten sie als freundlich, 86 Prozent als unaufdringlich und ebenso viele als nüchtern - letzteres ist für ihren Chef Zauner besonders erfreulich. Immerhin noch 72 Prozent empfinden die Kolporteure sauber und gepflegt. Gute Laune vermitteln sie zwar nur für 46 Prozent, aber lediglich 20 Prozent finden, dass sie unglücklich wirken

Die "Kupfermuckn" (ein Ausdruck unter Obdachlosen für einen Schlafplatz, Anm.) ist 1996 aus einer von der Arge für Obdachlose durchgeführten Schreibwerkstatt entstanden. Mittlerweile erscheint sie monatlich in einer Auflage von 21.000 Stück. 50 Prozent des Verkaufspreises bleiben den rund 150 meist wohnungslosen Verkäufern. Das etwa 20-köpfige Redaktionsteam setzt sich ebenfalls aus Menschen zusammen, die Armut und Ausgrenzung selbst erlebt haben. Mit der September-Ausgabe 2010 heimste die Straßenzeitung sogar den "Internationalen Streetpaper Award 2011" für ein Titelbild mit einem "Sozialleistungs-Nacktscanner" ein.

"market" befragte 807 Leser der "Kupfermuckn" im Juli/August 2011, davon 634 schriftlich, die übrigen online. Zur Einstellung gegenüber Randgruppen wurden zusätzlich noch 400 repräsentativ für die Bevölkerung über 15 Jahre ausgewählte Personen online interviewt. (APA)