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Iran im Visier.

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Tel Aviv/London/Wien - Der nächste in wenigen Tagen erwartete Bericht der internationalen Atomenergiebehörde (IAEA/IAEO) zum umstrittenen iranischen Atomprogramm könnte von besonderer Bedeutung werden. Das Weiße Haus sprach am Donnerstag von einer wichtigen Aussage für die Welt darüber, ob Teheran seinen Verpflichtungen nachkomme. In Israel ist bereits ein Streit über einen möglichen Militärschlag gegen den Iran entbrannt. In Tel Aviv gab es Luftalarm - aber nur für eine Übung. Angeblich bereitet sich auch Großbritannien auf einen Einsatz vor. Teheran erklärte sich in Reaktion darauf "immer bereit zum Krieg".

Der IAEA-Bericht soll am kommenden Mittwoch in Wien vorgelegt werden, allerdings kann sich die Veröffentlichung auch um ein paar Tage verzögern. Aus diplomatischen Kreisen in Wien hieß es jedoch - nachdem Beobachter zuvor andere Erwartungen geäußert hatten - der Bericht werde voraussichtlich keine völlig neue Einschätzung der Lage beinhalten, sondern nur neue Details nennen. Israel und der Westen unterstellen dem Iran, unter dem Deckmantel der zivilen Forschung heimlich an einer Atombombe zu bauen. Der Iran hat dies stets dementiert.

Briten bereiten sich auf Militärangriff vor

Großbritannien bereitet sich nach Darstellung der linksliberalen Zeitung "The Guardian" auf einen Militärangriff gegen Ziele im Iran vor. Es gehe um die Unterstützung eines möglichen US-Angriffes. Britische Militärstrategen untersuchen demnach, wo Schiffe und U-Boote der Royal Navy stationiert werden könnten, um Tomahawk-Marschflugkörper auf Ziele im Iran abzuschießen.

Wenn die USA sich für einen Angriff entschieden, würden sie um militärische Hilfe aus Großbritannien nachsuchen und sie auch erhalten, berichtet der "Guardian" unter Berufung auf Quellen im Londoner Verteidigungsministerium weiter. Dort gehe man weiter davon aus, dass die Amerikaner unter anderem um die Nutzung der britischen Militärbasis Diego Garcia im Indischen Ozean bitten werden.

Mögliche neue Erkenntnisse

Grundsätzlich habe US-Präsident Barack Obama kein Interesse, vor den Wahlen im November nächsten Jahres in ein Militärabenteuer hingezogen zu werden. Die Einstellung Washingtons könne sich aber ändern, wenn sich Erkenntnisse westlicher Geheimdienste über neue Nuklearpläne Teherans verdichten sollten. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO bzw. IAEA) wolle nächste Woche einen Bericht vorlegen, der Auskunft über ein mögliches Atomwaffenprogramm des Iran geben könnte.

Der Iran habe sich "überraschend widerstandsfähig" gegen die Sanktionen des Westens gezeigt, zitiert der "Guardian" eine Quelle aus dem Umfeld der britischen Regierung. Versuche des Westens, das Anreicherungsprogramm des Iran zu unterminieren, seien weniger erfolgreich gewesen, als zunächst gedacht. "Der Iran scheint eine neue Aggressivität an den Tag zu legen, und wir wissen nicht genau warum", sagte die Quelle der Zeitung.

Die USA und Israel hatten im vergangenen Jahr Berichten zufolge versucht, mit dem Computerwurm "Stuxnet" die Nuklearanlagen des Iran zu manipulieren. Der Schaden sei inzwischen wieder behoben, schreibt der "Guardian" weiter. Westliche Diplomaten gingen sogar davon aus, dass in der "Atomstadt" Ghom inzwischen noch leistungsfähigere Anlagen installiert worden sind. Innerhalb der nächsten zwölf Monate könnte das Material zur Herstellung einer Atombombe so gut versteckt sein, dass es mit Flugkörpern nicht mehr erreichbar sei, zitiert die Zeitung eine weitere Quelle. 

Israelis gespalten

Die israelische Bevölkerung ist einer Umfrage zufolge in der Frage eines möglichen Militärschlages gespalten. Demnach würden 41 Prozent der Befragten einen solchen äußerst riskanten Angriff befürworten, 39 Prozent ihn aber ablehnen, berichtete die Zeitung "Haaretz" am Donnerstag unter Berufung auf die von ihr in Auftrag gegebene Umfrage. Die übrigen 20 Prozent seien unentschieden.

Auf die Frage, ob sie bei dem Thema Iran-Angriff Vertrauen zu Ministerpräsident Benjamin Netanyahu und Verteidigungsminister Ehud Barak hätten, antworteten 52 Prozent mit Ja. Kein Vertrauen bekundeten 37 Prozent, und 11 Prozent äußerten keine Meinung. Beide Politiker gelten Medienberichten zufolge als Befürworter eines Militärschlags. Befragt worden seien sowohl jüdische wie auch arabische Israelis, schrieb die Zeitung. (APA)