Sensoren im Lenkrad prüfen die Gesundheit des Fahrers und schicken die Daten bei Bedarf zu einem Display.

Foto: Jakob Neuhäuser, TU München

Die Sicherheit im Straßenverkehr hängt vor allem auch von der Fahrtüchtigkeit des Lenkers ab. Ist diese beeinträchtigt oder erleidet der Fahrer gar einen Schwächeanfall, dann sind die Folgen auch für andere Verkehrsteilnehmer oft verheerend. Deutsche Wissenschafter haben nun eine lenkradintegrierte Sensoreinheit entwickelt, die den Gesundheitszustand der Fahrzeuglenker während der Fahrt überwachen kann. Unregelmäßigkeiten kann der Chauffeur auf einem Display ablesen; in einer weiter entwickelten Variante leitet das Fahrzeug auch entsprechende Maßnahmen ein.

Wer viel Zeit im Auto verbringt, kann in Zukunft nicht nur Radio hören oder telefonieren, sondern auch einen kleinen Gesundheitscheck durchführen. Das von Forschern der TU München in Kooperation mit Experten der BMW Group vorgestellte System ermittelt während der Fahrt Vitalparameter wie Herzfrequenz, Hautwiderstand und Sauerstoffsättigung im Blut über einfache Sensoren im Lenkrad.

Im Zuge von Studien beispielsweise zur Stressbelastung beim Autofahren wurde bereits eine Reihe von Systemen entwickelt, die Vitalparameter während der Fahrt messen können. Keines dieser Systeme wäre aber in eine automobile Serienproduktion überführbar. Indem sie geeignete Sensoren in das Lenkrad integrierten, vermieden die Wissenschafter bei ihrer Neuentwicklung die aufwändige Verkabelung des Fahrers. Über Funk werden die Messwerte an einen Mikrocontroller weiter gegeben. Dieser kann dann die Messergebnisse auf dem Display des Fahrzeuginformationssytems anzeigen.

Über den Hautleitwert des Fahrers lässt sich nun beispielsweise erkennen, ob dieser unter akutem Stress steht oder der Blutdruck einen kritischen Wert übersteigt. Voraussetzung dafür ist lediglich, dass die Hände die lenkradintegrierten Sensoren berühren. Erste Tests mit Probanden in Kooperation mit dem Seniorenbeirat München verliefen vielversprechend. Während vier Fünftel der Fahrzeit lieferten die im Lenkrad integrierten Sensoren Messdaten. Mehr als die Hälfte der Testpersonen fühlten sich durch das System animiert, öfter mal einen Check durchzuführen.

Automatische Anrufblockade bis Notbremsung

Das Ziel des Projekts geht aber über die Erfassung der Parameter und das Erkennen einzelner Dysfunktionen hinaus. "Unsere Vision ist, dass das Fahrzeug merkt, wenn der Fahrer sich nicht mehr wohl fühlt und dann geeignete Maßnahmen einleitet", sagt Projektleiter Tim C. Lüth. "Wird eine Stresssituation mittels des Hautleitwerts erkannt, können beispielsweise Anrufe automatisch blockiert oder die Lautstärke des Radios selbständig reduziert werden. Bei schwerwiegenderen Problemen könnte das System auch die Warnblinkanlage einschalten oder die Geschwindigkeit reduzieren, bis hin zur automatischen Notbremsung".

Zentraler Bestandteil der fahrzeugintegrierten Vitalparametermessung sind zwei marktübliche Sensoren. Einer sendet Infrarotlicht in die Finger und ermitteln aufgrund des reflektierten Lichts die Herzfrequenz sowie die Sauerstoffsättigung des Blutes, ein zweiter misst bei Berührung den elektrischen Widerstand der Haut.

Die Wissenschafter am Lehrstuhl für Mikrotechnik und Medizingerätetechnik der TU München entwickelten darüber hinaus eine Mikrocontrollerapplikation, die die Daten verarbeitet und sie zum Fahrzeug überträgt. Um die Datenbasis zu erweitern und möglichst zuverlässige Aussagen über den Gesundheitszustand des Fahrers treffen zu können, lässt sich per Funk auch eine Verbindung zu weiteren externen Instrumenten, wie beispielsweise einem Blutdruckmessgerät, herstellen. (red)