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Amazon-Gründer Jeff Bezos: Eine Kindle-Leihbibliothek für seine Premium-Kunden.
Abo-Gebühren gelten Anbietern von Online-Content als eine Art heiliger Gral: Statt von spontanen Klicks wankelmütiger Konsumenten abhängig zu sein, würden z. B. Musiklabels lieber eine monatliche Rente kassieren und zahlenden Abonnenten dafür ihr Repertoire öffnen. Auf Konsumentenseite stieß dies bei Musik bisher jedoch auf wenig Gegenliebe; Zeitungsverlage versuchen gerade, das bei Print so lange tragende Modell bei Onlineausgaben einzuführen.
Für US-Kunden
Jetzt versucht Amazon eine Variante des Gebührenmodells für E-Books einzuführen, als elektronische Leihbibliothek. Kunden seines Prime-Services können in den USA einmal monatlich ein Buch ausborgen. Der Premium-Dienst, der 79 Dollar im Jahr kostet, war ursprünglich eine pauschale Versandgebühr, statt bei jeder Einzelbestellung Porto zu verrechnen. Seit einigen Monaten können Prime-Mitglieder jedoch auch Filme und TV-Serien auf ihren PC streamen, derzeit rund 13.000 Titel.
Nur für Kindle
Amazon gibt seiner Leihbibliothek noch einen weiteren Dreh: Sie gilt nur für Käufer seiner Kindle- und Kindle-Fire-Tablets, aber nicht für Kunden, die ihre E-Books auf iPad oder PC mit Kindle-App lesen. Das gestern, Donnerstag, eröffnete "Kindle Owners' Lending Library" ist damit auch zusätzlicher Kaufanreiz für Kindle Fire, Amazons Tablet, das in den USA ab 15. November verkauft wird.
5.000 Titel
Bei Verlagen stößt das Programm jedoch auf Skepsis. Nur 5000 Buchtitel bietet die E-Bibliothek an, "darunter 100 derzeitige oder frühere Bestseller", wie der Onlinehändler betont - im Kauf gibt es hunderttausende Bücher, und fast alle aktuellen Neuerscheinungen. Keiner der sechs großen US-Verlage stellt Titel in die Leihbibliothek ein. Sie sorgen sich, damit ihren Verkäufen zu schaden. Dass diese Befürchtung nicht grundlos ist zeigt der Erfolg von Amazons Leihprogramm für öffentliche Bibliotheken. Dies gibt es bisher erst auf experimenteller Basis; in Seattle, am Firmensitz, stiegen elektronische Ausleihen im Monat der Einführung um 32 Prozent, seither um zehn bis 15 Prozent monatlich, berichtet das Wall Street Journal.
Amazon zahlt teilnehmenden Verlagen teils Pauschalen für den Zugang zu ihren Titeln, teils auch Einzelpreise in Höhe des Verkaufserlöses für den Verlag. (spu/ DER STANDARD Printausgabe, 4. November 2011)